Tradition der Natürlichkeit
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„Modern? Ist denn zeitgenössische und moderne Musik identisch?. Wenn im Jahre 2000 jemand rückschauend versuchen wird, den musikalischen Zeitgeist von 1919 einzufangen, wird er ihn schwerlich zu finden glauben in den warmblütigen, innig melodischen, ungekünstelten Jungbrunnenliedern Robert Kahns“ (W. Hirschberg, 1919). Tatsächlich wird dem musikalischen Werk Robert Kahns bis heute vorgehalten, nicht zeitgemäß zu sein. Gemessen am eigenen, rein musikalischen Anspruch wie an der bleibenden Wertschätzung der Zeitgenossen erweisen sich derlei Kategorien allerdings als höchst unpassend für einen Musiker wie Kahn. Sah er sich doch einer Tradition verpflichtet, für die Musik primär als natürliches Phänomen gilt, sowohl hinsichtlich ihrer inneren GeSetzmäßigkeit als auch in ihrer schöpferischen Hervorbringung. Selbst jenem Großbürgertum entstammend, das im späten 19. Jahrhundert zum eigentlichen Träger des Musiklebens geworden war, umgreift sein zwischen 1880 und 1950 entstandenes, reiches Schaffen die Erfahrung eines breiten Spektrums musikhistorischer Situationen. So bietet die Komponistenpersönlichkeit Kahns in überraschendem Maße Gelegenheit zu einer musikhistorisch differenzierten Betrachtungsweise des Epochenschrittes vom 19. ins 20. Jahrhundert und wertvolle Einblicke in das bislang kaum aufgearbeitete musikalische Leben im wilhelminischen und nachwilhelminischen Deutschland. Es ist das Anliegen dieser Studie, Robert Kahns Leben und Werk möglichst umfassend zu dokumentieren. Musikhistorische Bezüge ebenso wie das jeweilige musikalische Umfeld werden bei der Betrachtung von Kahns künstlerischer Physiognomie mit einbezogen, Kahns Werke sowohl in ihrem biographischen Kontext, ihrer Rezeption wie auch im analytischen Vergleich mit entsprechenden Werken von Zeitgenossen und der jeweiligen Gattungstradition erörtert. Mit Werkverzeichnis, umfangreichem Quellenverzeichnis (gedruckte Werke, Autographe und Dokumente, Nachlaßbestände, Rezensionen) und Personenregister ausgestattet, ist Steffen Fahls Monographie zugleich ein wichtiges Nachschlagewerk zur Musik der Jahrhundertwende.