Reisen bei Jean Paul
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Die Spätaufklärung ist das Zeitalter des Reisens - und (damit auch) der Reiseliteratur. Einer der eifrigsten Leser ist Jean Paul. Sein Werk reflektiert - in Theorie und Praxis - die intensive Rezeption. Das breite Spektrum der Reiseliteratur motiviert auch Jean Paul zu poetologischen Diskussionen über Stoff und Form der „Gattung“. Die Analyse der (verstreut vorkommenden) theoretischen Bemerkungen entspricht dem Versuch, eine kleine „Reise“-Poetik des Dichters zu rekonstruieren. Jean Pauls eigene „Reisen“, die einen beachtlichen Teil des Erzählwerkes ausmachen, belegen die zeittypische reiseliterarische Intertextualität. Allusion und Parodie finden ihren Platz, simple Anleihen aber kennt der Autor nicht; die Lektüre berühmter Dichterkollegen ist ihm echte Inspiration. Jean Paul gelingt es, das Motiv der Reise zum variablen Erzählschema (ähnlich dem Modell von Sternes „Sentimental Journey“) zu funktionalisieren: „In Form einer Reisebeschreibung“ begegnen komischer „Charakter“, (zeitkritische) Satire und philosophischer Diskurs. Auch als Thema interessiert das Reisen: Im Spannungsfeld von spätaufklärerischem Anthropologiebegriff und dichtereigener Transzendenzvorstellung erhält es seine Jean Paulsche Spezifik.