Innere Forschungsreisen
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Der literarische Exotismus, eine relativ kurze, aber sehr produktive Strömung der deutschsprachigen Literatur, wird in der Forschung stets unter dem Negativaspekt des Eskapismus behandelt. Den psychonautischen Charakter der exotistischen Entdeckungsfahrten hervorhebend, entwickelt diese Studie hingegen ein um den Begriff der „inneren Forschungsreise“ zentriertes, gänzlich neuartiges Modell zu seinem Verständnis. Neben den ausländischen Vorläufern Joseph Conrad (Heart of Darkness) und Johannes V. Jensen (Wälder) werden die Werke von Robert Müller (Tropen, Das Inselmädchen), Max Dauthendey (Die geflügelte Erde, Raubmenschen) und Willy Seidel (Der Buschhahn, Schattenpuppen) thematisiert. Die Analyse von Hermann Graf Keyserlings Reisetagebuch eines Philosophen zeigt ebenfalls, wie sich in der exotistischen Dichtung ein auf verborgene Strukturen des menschlichen Innern gerichtetes psychologisches Erkenntnisinteresse mit dem Ziel der eigen-kulturellen Erneuerung und Regeneration verbindet. Auf ihren Reisen sind diese Literaten vor allem den exotischen Regionen ihrer eigenen Psyche auf der Spur.