Menschen - Bauten - Begebenheiten
Autoren
Mehr zum Buch
Schortens ist die größte politische Gemeinde im Jeverland. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden gibt es über Schortens leider noch keine Zusammenfassung der geschichtlichen Entwicklung. Als ich im Herbst 200 gefragt wurde, ob ich zum Anlass der 850-jährigen Geschichte der St.-Stephanus-Kirche im Jahr 2003 die Zusammenfassung einer Chronik übernehmen wolle, war ich davon sehr angetan. Nun ist das 850-jährige Bestehen des Kirchengebäudes keinesfalls gleichbedeutend mit dem Alter der christlichen Glaubensgemeinschaft, die dieses Gebäude errichtete oder gar mit der politischen Gemeinde. Wo also anfangen? Mit der Verbreitung des christlichen Glaubens und den von Karl dem Großen ab 780 teilweise erzwungenen Taufen ist die Geschichte der Kirche auch nur unvollständig beantwortet. Um den nicht so geschichtskundigen Leser nicht mit vielen offenen Fragen allein zu lassen, blieb nur die Möglichkeit, vor Behandlung der verschiedenen Epochen und Themen jeweils eine kurze Einführung in die in den meisten Fällen überregionalen Einflüsse zu geben. Die Rückbesinnung auf die Ereignisse in den Ländern, im Staat und in der Kirche helfen, die Orts- und die Kirchengeschichte besser zu verstehen. Wie bekannt, gibt es aus vorchristlicher Zeit für das Gebiet der heutigen Gemeinde keine Aufzeichnungen und nur spärliche archäologische Funde, die verbindlich Auskünft über vorgeschichtliche Bewohner geben. Man kann aber für Schortens durchaus Parallelen aus Erkenntnissen ziehen, die für die etwas weitere Umgebung dieses küstennahen Landstrichs gewonnen wurden. Interessante Einzelheiten zu den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung ergeben sich aus Gräberfunden, die ab 1938 an der Plaggestraße gemacht wurden. Einen weiteren Einblick in die Geschichte, die zur Entstehung von St. Stephanus führte, erhalten wir durch die Oestringer Chronik, die zu den ältesten Aufzeichnungen aus dem Mittelalter für unser Gebiet gehört. Schließlich ist das Kirchengebäude selber ein wichtiger Zeuge der Geschichte, von dem man mit offenen Augen vieles ablesen kann. Es gibt also doch weitaus mehr Informationen, als es zunächst den Anschein hatte. Einige Erkenntnisse gewinnt man aus alten Urkunden, die in wenigen Fällen die Kirchengeschichte von Schortens selber betreffen, oft aber von Kirchherren des Klosters Oestringfelde oder St. Stephanus als Zeugen besiegelt wurden. Das Kloster Oestringfelde war nicht selten Mittelpunkt wichtiger Ereignisse, z. B. zur Beendigung von Fehden und Schlichtung von Streitfällen. Die Häuptlingszeit hat dann, speziell durch Edo Wiemken, zu einer Konzentration der Verwaltung in Jever geführt, und so war lange Zeit seit Bestehen der kirchlichen und politischen Verwaltung Jever der Mittelpunkt des Geschehens. Soweit die Ereignisse für die Schortenser Geschichte von Belang sind, werden wir darauf im Einzelnen zurückkommen. Noch ein Wort zu dieser Chronik. Jeder Bearbeiter einer solchen Dokumentationist auf vorhandene Schriften und Urkunden angewiesen. Auf Interpretationen habe ich möglichst verzichtet, weil häufig nur Originalzitate die Stimmung zu den Ereignissen wiedergeben.