Anreizwirkungen in den Beziehungen zwischen Arzt, Patient und Krankenkasse
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Das System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland befindet sich in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Dabei liegt das Problem nicht so sehr in übermässig steigenden Ausgaben, wie es durch den Ausdruck Kostenexplosion suggeriert wird. Der Engpass ist vielmehr auf der Einnahmeseite zu suchen: Durch das Sinken der gesamtwirtschaftlichen Lohnquote gehen die Einnahmen der GKV zurück. Aus diesem Grund muss überlegt werden, wie man die Ausgaben senken kann, ohne die Qualität der medizinischen Versorgung zu verschlechtern. Das Gesundheitswesen ist durch asymmetrische Informationsverteilung gekennzeichnet: Ärzte und Krankenkassen können nicht beobachten, ob sich Patienten gesundheitsbewusst verhalten. Krankenkassen und Patienten wiederum verlassen sich auf das Urteil des Arztes hinsichtlich der angezeigten Therapien - und damit der verursachten Kosten. Diese Informationsasymmetrien können ineffizientes Verhalten auf Seiten der Ärzte und Patienten fördern und so zu unnötig hohen Ausgaben in der GKV führen. Ein Ansatz zur Kostensenkung wäre also, Ineffizienzen zu beseitigen. Diese Arbeit untersucht daher, ob die bestehenden gesetzlichen Regelungen in der GKV Ineffizienzen begünstigen. Dabei stellen sich die folgenden Fragen: Hat die Einführung des Krankenkassenwahlrechtes das Solidaritätsprinzip ausgehöhlt, indem es die Abwanderung guter Risiken zu Kassen mit niedrigen Beitragssätzen ermöglicht hat? Kann der Risikostrukturausgleich hier Abhilfe schaffen? Gehen Versicherte, die für einen Arztbesuch nichts bezahlen müssen, häufiger zum Arzt als nötig? Wenn der Arzt letztlich entscheidet, welche Therapien und Medikamente ein Patient erhält - ist es denkbar, dass er diese Macht zu seinem eigenen (finanziellen) Vorteil ausnutzt? Welchen Einfluss hat die Einzelleistungsvergütung auf das Verhalten des Arztes? Ist überhaupt kostensparendes Verhalten von ihm zu erwarten, wenn er für jede zusätzliche Leistung ein zusätzliches Honorar erhält? Welche Rolle spielt die Budgetierung? Ist das Problem zu lösen, wenn Ärzte zumindest teilweise erfolgsorientiert honoriert werden? All diese Themen werden zunächst anhand von theoretischen Modellen dargestellt. In einem zweiten Schritt werden sie - meist anhand von Daten aus dem europäischen Ausland oder den USA - empirisch beleuchtet. Schliesslich wird die Bedeutung der Phänomene im deutschen Gesundheitswesen diskutiert. Das System der gesetzlichen Krankenversicherung befindet sich in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Das Verhalten und die Entscheidungen der Beteiligten lassen sich häufig nicht überprüfen. Dadurch entstehen Anreize zu ineffizientem Verhalten, das wiederum zu unnötig hohen Gesundheitsausgaben führen kann. Die vorliegende Arbeit identifiziert modelltheoretisch und empirisch Bereiche, in denen Ineffizienzen bestehen, und macht Vorschläge zur Problemlösung.