Politik, Moral und Religion - Gegensätze und Ergänzungen
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Was haben Politik, Moral und Religion miteinander zu tun? Daß sie füreinander sowohl „Gegensätze“ wie „Ergänzungen“ sein können, ist eine Erfahrung, die man nicht erst heute und nicht nur unter den Bedingungen des modernen, freiheitlich-demokratischen Verfassungsstaates machen kann, auch wenn beides gerade hier auf eine besonders komplexe und verschlungene Weise nahe beieinander liegt. Sich im Namen der Aufklärung zum Prinzip religiös-weltanschaulicher Neutralität zu bekennen (und deshalb auch ganz besonders auf die Trennung von Kirche und Staat zu achten) und gleichwohl nicht verleugnen können, daß die eigenen Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit auf Wertüberzeugungen und moralischen Maßstäben beruhen, die ihre Wurzeln im Christentum haben, ist eben Ausdruck einer Verschiedenheit, die in diesem Fall zu einem versöhnlichen, schiedlich-friedlichen Ausgleich fand, wie er nicht selbstverständlich ist. Die hier anzuzeigende Publikation, die zu Ehren von Karl Graf Ballestrem, Professor für Politikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt, entstand, erhebt nicht den Anspruch, der Frage des Zusammenhangs von Politik, Moral und Religion in dieser zugespitzten Weise systematisch nachzugehen. Ihrem Festschrift-Charakter gemäß versammelt sie vielmehr eine Vielzahl von Beiträgen, die diese Thematik aus ganz unterschiedlicher, real- wie ideengeschichtlicher, philosophisch-genereller wie historisch-spezieller Perspektive umkreisen und die trotzdem nicht rein zufällig ihren gemeinsamen Nenner in dem haben dürften, was im Sinne des besagten schiedlich-friedlichen Ausgleichs zwischen Aufklärung und Christentum nicht nur den modernen Verfassungsstaat auszeichnet, sondern auch die Liberalität dessen, dem sie als Zeichen der Wertschätzung zugeeignet sind.