Zwischen Beat-Generation und "Ankunftsliteratur"
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Fritz Rudolf Fries hat mit Der Weg nach Oobliadooh 1966 einen Roman vorgelegt, der eine Sonderrolle in der DDR-Literatur einnimmt. Durch die Gegenüberstellung mit Jack Kerouacs On the Road einerseits und ausgewählten Beispielen der sog. ‚Ankunftsliteratur‘ – z. B. Christa Wolfs Der geteilte Himmel – andererseits, kann diese Sonderrolle als eine ästhetische und politische näher bestimmt werden. Ist die ‚Ankunftsliteratur‘ ideologisch vorgeprägt, so erweist sich Der Weg nach Oobliadooh als Text, in dem die Möglichkeiten und Grenzen der Freiheit des Individuums in einem totalitären Staat kritisch thematisiert werden. Mit Jack Kerouac ist Fries durch die Leidenschaft für den Jazz verbunden. Indem Fries Jazz thematisiert und Jazz-Literatur – wie diejenige Kerouacs – rezipiert, spricht er sich für die Verwirklichung von Ausdrucksmöglichkeiten des Einzelnen durch die Musik aus, die in der DDR nicht erwünscht waren. Auch auf diese Weise ist es ihm möglich, kulturpolitische Weisungen zu unterlaufen. Im Vergleich mit Texten der ‚Ankunftsliteratur‘ ist festzustellen, daß Der Weg nach Oobliadooh eine Beschäftigung mit dem offiziell gewünschten Referenzmodell des Bildungsromans ist. Fries rezipiert zwar dieses Modell, füllt es aber mit Kerouac’schen Inhalten und zeigt so, daß sich seine Protagonisten nicht in die sozialistische Gesellschaft eingliedern wollen. Auch dieses Unterlaufen des Bildungsroman-Modells kann demnach politisch verstanden werden. Mit seinem Roman Der Weg nach Oobliadooh gelingt Fries, was Gerhart Mayer als charakteristisch für den Anti-Bildungsroman einstuft, nämlich „ideologisch erstarrte zeitgenössische Leitbilder kritisch in Frage“ zu stellen. Durch den Vergleich mit so unterschiedlichen Romanen und Erzählungen wie Der geteilte Himmel, Ankunft im Alltag, Beschreibung eines Sommers und On the Road erweist sich Der Weg nach Oobliadooh als Anti-Bildungsroman und als politischer Schlüsseltext für die DDR.