Zwischen Schlußstrich und "Schönem Gespräch"
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Wie reagiert ein ausgesprochen traditionsbewußter Autor, wenn der Sturm der Geschichte in die Wiederholungskreisläufe seiner Gedächtniswelt eingreift? Thomas Mann gerät dadurch in eine Zwickmühle: Einerseits kann er das „Schöne Gespräch“ mit den großen Vorbildern nicht mehr fortsetzen, andererseits möchte er den Traditionsbezug nicht, wie seine künstlerischen Rivalen, aufkündigen. In textnahen Interpretationen gelingt es dem Literaturwissenschaftler Marc Oliver Huber, kompetent die widersprüchlichen Positionen aufzuzeigen, die Thomas Mann und sein Erzählpersonal im Zwischenraum von Gedächtnis und Geschichte einnehmen. Mit stichhaltigen Argumenten stellt Huber die öffentlichkeitswirksame Selbstinszenierung des Nobelpreisträgers als ironischen Vermittler von Gegensätzen in Frage. Dessen Texte sprechen vielmehr eine Sprache des Ausschlusses: In geschlechtlicher Hinsicht assoziiert Mann die Störungen der erinnerungskulturellen Ordnung bevorzugt mit Merkmalen des Weiblichen, in ethnischer Hinsicht mit Negativstereotypen des Jüdischen.