Die "Grauen Herren" heute
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Mit Anzug und Aktenkoffer raubten sie die Zeit: Michael Ende schuf in seinem Kultroman „Momo“ die „Grauen Herren“ als Synonym für verlorene Lebenszeit. Doch trotz ihrer Entlarvung bleiben die „Grauen“ aktiv. Jan Heider versucht ihnen jedoch mit wissenschaftlichen Methoden auf die Spur zu kommen. Die Alltagstechnik der Zeit-Messung unterzieht er einer soziologischen Visite wie einer kulturhistorischen Betrachtung. Er skizziert, wie Uhren seit dem 14. Jahrhundert den Alltag durchdrangen und welche Folgen dies für das Zeiterleben des Einzelnen hat. Die derart plastisch gemachte „Welt-Uhr-Zeit“ erscheint dabei als die „leere“, „indifferente“ Zeitform der Moderne, mit der wir heute leben müssen. Doch die anonyme Macht der Geschichte, die uns diese „entmenschlichte“ Zeitform aufnötigt, wird herausgefordert durch das Wissen um die sozialen Abhängigkeiten, die diese Zeitform überhaupt erst hervorbringen. Im zweiten Teil leitet Heider somit aus Wissen ein Handlungs-Wissen, also Gegenstrategien ab für eine Lebenspraxis, einen Lebensrhythmus jenseits der abstrakten Zeit der Moderne – wider der Grauen Herren.