Bankensysteme in Mittel- und Osteuropa
Autoren
Mehr zum Buch
Im Jahr 1989 begannen die wirtschaftlichen und politischen Reformen in Mittel- und Osteuropa. Diese Reformen waren aufgrund ihres intendierten Umwälzungscharakters radikal, erfolgten praktisch auf allen Ebenen und durchliefen unterschiedliche Phasen der Transformation. Neben großen Veränderungen in der Sozial-, Arbeits- oder Steuerpolitik musste u. a. auch eine neue Rechtsordnung und Gerichtsbarkeit geschaffen werden, die den Notwendigkeiten einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung entsprach. Vor dem Hintergrund dieser sowohl zahlreichen als auch komplexen Umbrüche sind aus ökonomischer Sicht die Reformen im Bankensektor ein äußerst interessanter Aspekt innerhalb der Systemtransformation. Dies ist deshalb so, weil ein funktionstüchtiger Bankensektor ein wesentlicher Garant für die länderspezifische Akkumulation und Verteilungsfähigkeit von knappem Kapital ist. Kennzeichnend für die Ausgangssituation sämtlicher Transformationsländer war ein im Vergleich zum realen Sektor nur rudimentär entwickelter Finanzsektor. Dieser entsprach zwar den bisherigen ökonomischen Bedingungen der sozialistischen Länder, galt jedoch für ein marktwirtschaftlich orientiertes Wirtschaftssystem als gemeinhin „ungeeignet“. Folglich bedeutet dies, dass die bis dato für sozialistische Staaten typische Monobankenstruktur für die Notwendigkeiten marktwirtschaftlicher Prozesse nicht ausgelegt war und deshalb durch ein für westliche Marktwirtschaften übliches zweistufiges Bankensystem mit einer staatlichen Zentralbank- und einem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten (privaten) Geschäftsbankensektor ersetzt werden sollte. Neben einer neuen Bankenregulierung und -aufsicht mussten insbesondere auch Lösungen für die Bankenprivatisierung und - sanierung gefunden werden. Gegenstand dieses Buches ist daher eine allgemeine Analyse der Evolution des Bankensektors am Beispiel ausgewählter Transformationsländer vor dem Hintergrund der europäischen Integration.