Staatliche Bildungsinvestitionen als Rechtfertigung für öffentliche Schuldaufnahme?
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Die Frage der Rechtfertigung staatlicher Schuldaufnahme wurde schon frühzeitig in der Finanzwissenschaft kontrovers diskutiert. Angesichts der erreichten Schuldenstände in den meisten Industrienationen ist eine weitere Verschuldung des Staates durch die bisherigen Rechtfertigungsansätze nicht mehr begründbar. Gleichzeitig wird unterstellt, dass staatliche Investitionen in Bildung und Forschung für die wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung sind und verstärkt werden sollten. Ausgehend von diesen Überlegungen prüft diese Arbeit an Hand theoretischer Modelle und empirischer Daten, ob staatliche Bildungsinvestitionen einen so bedeutsamen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten und aus fiskalischer Sicht so rentabel sind, dass hierfür die Aufnahme zusätzlicher öffentlicher Schulden gerechtfertigt sein könnte. Die Analyse der gesamtwirtschaftlichen Rentabilität staatlicher Bildungsinvestitionen erfolgt durch eine Verknüpfung des Humankapitalansatzes mit den Erkenntnissen betriebswirtschaftlicher Rentabilitätsrechnung, wobei letztere um gesamtwirtschaftliche Aspekte erweitert werden. Der Kritik staatlicher Einflussmöglichkeiten bei Rentabilitätsüberlegungen zur Rechtfertigung öffentlicher Schuldaufnahme wird dadurch begegnet, dass wachstumstheoretische Implikationen staatlicher Bildungsinvestitionen betrachtet werden und einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit bilden. Auf Basis der Erkenntnisse der endogenen Wachstumstheorien findet eine Abschätzung der Notwendigkeit und des Beitrags staatlicher Bildungsinvestitionen für den optimalen Wachstumspfad einer Volkswirtschaft statt. Dabei werden die wirtschaftswissenschaftlichen Erklärungsansätze für den Zusammenhang zwischen Humankapital bzw. Forschung und Entwicklung einerseits und Wirtschaftswachstum andererseits herangezogen und zu einem Gesamtmodell verbunden. Es konnte nachgewiesen werden, dass Humankapitalinvestitionen einen positiven Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum leisten. Dies gilt auch für kreditfinanzierte staatliche Bildungsinvestitionen, solange die Investition in Humankapital rentierlicher ist als die in Finanzkapital. Zudem muss der positive Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum den fiskalischen Return-on-investment übersteigen, damit eine intergenerationale Lastverschiebung vermieden wird. Des Weiteren stellt die Arbeit die Bedeutung der privaten, sozialen und fiskalischen Rendite von Bildungsinvestitionen und ihre Interdependenzen heraus. Es konnte dabei gezeigt werden, dass eine fiskalische Rendite oberhalb der durchschnittlichen Kapitalmarktrendite für langlaufende Staatsanleihen eine weitere notwendige Bedingung ist, um Bildungsinvestitionen als rentabel im Sinne eines fiskalischen Return-on-investment anzusehen. Diese Arbeit leistet damit einen Beitrag zur finanzwissenschaftlichen Diskussion über die Rechtfertigungen für öffentliche Schuldaufnahme, erweitert diese um die Überlegungen zur gesamtwirtschaftlichen Rentabilität im Kontext von staatlichen Bildungsinvestitionen.