Paralytischer Ileus und Reperfusionsstörung beim Pferd

AuszugDer paralytische Ileus ist definiert als ein Verlust der propulsiven Motilität des Gastrointestinaltraktes und tritt bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes wie Obstruktionen, Peritonitis, Proximaler Jejunitis und der Graskrankheit auf. Und obwohl sich die Operations- und Narkosemethoden stark verbessert haben, ist der postoperative Ileus immer noch die am häufigsten auftretende Komplikation nach chirurgischen Eingriffen im Bereich der Bauchhöhle. Nach RAKESTRAW (2002) sind 40% der Todesfälle nach einer Kolikoperation dem Paralytischen Ileus zuzuschreiben. Bis heute sind die pathophysiologischen Gründe für das Entstehen eines paralytischen Ileus nicht eindeutig geklärt. Als Folge daraus ergibt sich auch, dass unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der prokinetischen Pharmakotherapie des paralytischen Ileus bestehen. Die Literaturübersicht dieser Arbeit gibt einen Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Physiologie und Pathologie der gastrointestinalen Motilität des Pferdes. Mit den Kenntnissen über die Informationsübertragung im Magendarmtrakt und der Steuerung der gastrointestinalen Motilität wird klar, dass es viele Angriffspunkte für eine Beeinflussung der gastrointestinalen Motorik gibt: einerseits in der Pathogenese des paralytischen Ileus, andererseits in der pharmakologischen Beeinflussung dieser Motilitätsstörung. Diese Arbeit stellt die aktuellen Theorien zur Pathogenese des paralytischen Ileus dar. Anhand von bereits durchgeführten Untersuchungen soll besonders der Einfluss von histopathologischen und biochemischen Veränderungen während intestinaler Ischämie und Reperfusion auf die Enststehung des paralytischen Ileus erläutert werden. Ein Überblick über die derzeit eingesetzten Analgetika und Prokinetika erfolgt unter besonderer Beachtung ihrer Wirksamkeit auf die Motilität des Gastrointestinaltraktes. Diese retrospektive Studie zeigt das Auftreten eines paralytischen Ileus an der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin in den Jahren 2000 bis 2006 sowie den Einsatz von Prokinetika in der Therapie dieser Motilitätsstörung auf. Anhand der Ergebnisse aus dieser retrospektiven Analyse und den Erkenntnissen aus der aktuellen Literatur sollen Hinweise auf die Pathogenese des paralytischen Ileus erarbeitet werden. Bisher wurden nur wenige klinische Studien zum Nachweis der Wirksamkeit von Prokinetika durchgeführt. Aus diesem Grund ist es eine weitere Zielsetzung dieser Arbeit zu überprüfen, ob aus der aktuellen Literatur heraus und den Resultaten der vorliegenden Fallanalyse die Erarbeitung einer zielgerichteten prokinetischen Pharmakotherapie des paralytischen Ileus möglich ist.