Die Entwicklung ehemaliger frühgeborener Kinder
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Fundamentale Fortschritte in der Medizin haben in den letzten Jahrzehnten zu einer fortschreitenden Senkung der neonatalen Überlebensgrenze auf derzeit etwa 500g Geburtsgewicht bzw. 24 SSW geführt. Immer mehr extrem unreif geborene Kinder überleben ihre Geburt nach zum Teil langer intensivmedizinischer Behandlung. Doch wie entwickeln sich diese Kinder? Welche Entwicklungsbereiche sollten im Fokus von Nachuntersuchungen und Förderungen stehen? Die Frühgeborenen-Forschung widmete sich in den letzten Dekaden der Untersuchung von kognitivem Entwicklungsniveau, Verhaltensproblemen, Besonderheiten der Eltern-Kind-Interaktion und zusätzlicher psychosozialer Risiken. Nina Gawehn widmet sich der differenzierten neuropsychologischen Betrachtung der Aufmerksamkeitsleistungen frühgeborener Schul- und Vorschulkinder im Vergleich zu einer reifgeborenen Vergleichsgruppe. Zu den besonders wertvollen Ergebnissen der Arbeit gehört die Analyse der Leistungen der Kinder im differenzierten neuropsychologischen Aufmerksamkeitstest, den Nina Gawehn mit den früh- und reifgeborenen Kindern durchführte. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Frühgeborene unabhängig vom kognitiven Entwicklungsstand im Vergleich zu ihren reifgeborenen Altersgenossen ein deutlich erhöhtes Risiko für Aufmerksamkeitsstörungen haben. Auf der Grundlage eines neuropsychologisch fundierten heterogenen Aufmerksamkeitskonzepts werden Unterschiede in Phänomenologie und Genese der eher „umschriebenen Aufmerksamkeitsstörungen“ Frühgeborener und dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) nach ICD-10 und DSM-IV diskutiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden theoretische und praktische Implikationen entwickelt.