Neurowissenschaften und Spieltheorie
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Entgegen der Prognosen der klassischen ökonomischen Analyse verhalten sich Versuchspersonen in ökonomischen Experimenten weniger „rational“ bzw. nutzenmaximierend als angenommen. Der reinen Kooperation mit anderen Individuen willen verzichten die getesteten Personen häufig auf ihren eigenen Vorteil. Die Neuroökonomie untersucht, wie dieses Verhalten im menschlichen Gehirn verankert ist, von den individuellen neurophysiologischen Voraussetzungen abhängt und beeinflusst werden kann. Sie entwickelte sich in den letzten zehn Jahren als eine interdisziplinäre Verknüpfung der Neuro- mit den Wirtschafts- bzw. Sozialwissenschaften. Gegenstand der Untersuchung sind insbesondere die neurologischen Prozesse des menschlichen Gehirns im Zuge von bestimmten spieltheoretisch abbildbaren Entscheidungssituationen. Ziel dieses Forschungsfeldes ist, die Gründe und Motive für menschliches Handeln in derartigen Situationen zu analysieren und das Nutzenmodell der (neo-)klassischen Volkswirtschaftlehre auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu hinterfragen. Das Buch gibt einen Überblick die Grundbegriffe der Spieltheorie sowie den Aufbau des menschlichen Gehirns und stellt die gängigsten Methoden der neurowissenschaftlichen Forschung vor. Es werden anschließend die Ergebnisse einer Auswahl aktueller neurowissenschaftlicher Studien zu verschiedenen Aspekten spieltheoretischer Gefangenendilemma-Situationen präsentiert und deren Konsequenzen im Hinblick auf die Verhaltenserwartungen der klassischen Rational-Choice-Theorie beleuchtet, wobei auch die Frage, inwieweit sich die Ergebnisse neurowissenschaftlicher Studien in die ökonomische Theorie integrieren lassen, diskutiert wird. Obwohl die neuroökonomische Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, wird hier im Schlusskapitel versucht, einen Ausblick für ihre zukünftige Entwicklung und Anwendung zu erdenken.