Dyskalkulie und visuell-räumliche Fähigkeiten
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Trotz vergleichbarer Prävalenzraten wurde in der bisherigen Forschung dem Störungsbild Dyskalkulie weniger Beachtung geschenkt als Lese- und Rechtschreibstörungen. Folglich herrscht bislang auch noch kein Konsens über die Ursachenfaktoren von Dyskalkulie. In der Abhandlung wurde in drei Studien systematisch untersucht, ob visuell-räumliche Fähigkeiten einen kausalen Beitrag zur Dyskalkulie leisten. Studie 1 erlaubte zunächst eine Spezifierung über den Zusammenhang zwischen visuell-räumlichen Fertigkeiten und Rechenleistungen bei Grundschulkindern mit und ohne Dyskalkulie nach Kontrolle von verbalen und basisnumerischen Fertigkeiten. In Studie 2 wurden die klassischen visuell-räumlichen Fähigkeiten von dyskalkulischen Kindern im Vergleich zu altersgleichen sowie jüngeren unauffälligen Rechnern analysiert, wobei sich mentale Rotationsgenauigkeit und räumliche Veranschaulichungsfähigkeit als besonders bedeutende Faktoren für die Zahlenverarbeitung herauskristallisierten. In Studie 3 wurde die Kausalitätsfrage von visuell-räumlichen Fähigkeiten zur Dyskalkulie im Rahmen eines Cross-Over-Trainingsdesigns überprüft. Im Vergleich zum basisnumerischen Trainingsverfahren konnten Kinder mit Dyskalkulie nach dem visuell-räumlichen Training ihre Rechenleistungen signifikant verbessern. Vor diesem Hintergrund scheint die visuell-räumliche Kognition eine bedeutende Rolle in der Zahlenverarbeitung einzunehmen und könnte einen guten Ansatz für Förderprogramme von Dyskalkulikern darstellen.