Komparatistik in Lateinamerika
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Obgleich die Komparatistik systematisch nach Gemeinsamkeiten wie Unterschieden in den Literaturen verschiedener Kulturen sucht, geschieht das meist innerhalb eines europäisch-nordamerikanischen Bezugsrahmens. Noch viel mehr aber gilt jene festgefahrene Herangehensweise für die Verortung der Komparatistik als Fach. Eurozentrisches Denken behindert die Wahrnehmung von Entwicklungen jenseits der westlichen Hemisphäre. Beatrice Strohschneider forscht außerhalb der traditionellen Herkunftsländer, speziell in Lateinamerika: Im Mittelpunkt ihrer Analyse steht die Ausprägung der “Literatura Comparada” in Brasilien und Argentinien. Dabei entwirft sie ein Panorama der komparatistischen Wissenschaftsgeschichte, beleuchtet ein allgemeines Vorläufertum – die Keimzellen –, schließlich die vorinstitutionellen Anfänge der Disziplin im 19. und 20. Jahrhundert und deren universitäre Ausprägung der letzten Jahrzehnte. Sie berücksichtigt in ihrer Arbeit kulturellen Transfer und Friktionen, wie sie sich auf dem Kontinent seit präkolumbischer Zeit, desgleichen in Folge der stattgefundenen Kolonialisierung, später dann als Konsequenz von Exil und Migrationsprozessen, nachweisen lassen. In der sich stetig internationalisierenden lateinamerikanischen Literatur sedimentieren sich diese Vorgänge besonders intensiv. Die Autorin präsentiert zudem das kulturelle Konglomerat des Kontinents, das eine Herausbildung der Komparatistik nachhaltig begünstigt hat.