Erziehung zwischen den Kulturen
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In der Studie wird die literarische Modellierung komplexer Erziehungsprozesse im Kontext historischer, kultureller, religiöser und gesellschaftspolitischer Relate in Afrika und Europa untersucht. Dabei gelingt es dem Autor das alte, eher durch Klischees und Vorurteile wie Stereotypen belegte Bild afrikanischer und westeuropäischer Erziehung aufzubrechen und mittels narrativer Vermittlungsformen zu einer Fülle hochaufschlussreicher Interdependenzen und überraschender Analogien zu führen. Die Untersuchung belegt, dass der erzählende Text ein unersetzbarer Simulationsraum für soziale und pädagogische Fragestellungen und Brennpunkte ist. Das Potential literarischer Werke liegt in der Dichte, Vielschichtigkeit und zugleich sprachlichen Differenziertheit, wodurch jeweils individuelle Erfahrungen und Lebenswelten ästhetisch zum Ausdruck gebracht werden. Durch den Vergleich literarischer Repräsentationen afrikanischer und westeuropäischer Erziehungsprozesse ergibt sich die Möglichkeit, zu zeigen, dass die literarische Darstellung nachvollziehbare und anschauliche Aussagen über pädagogische Inhalte ermöglicht und folglich, dass sich pädagogische Inhalte und literarische Performanz keineswegs ausschließen. Insofern erweist sich Literatur als Laboratorium und als unverkennbarer Seismograph für relevante gesellschaftliche Themen. Die ausgewählten Texte von Thomas Bernhard, Siegfried Lenz, Wole Soyinka und Cheikh Hamidou Kane stehen als semifiktionale Dokumente für Entwicklungsprozesse in postkolonialen sowie postfaschistoiden Szenarien und repräsentieren damit eine Erfahrung der Moderne Europas wie auch Afrikas. Unterschiedliche Mutationen kultureller Identität, Erfahrungen der Migration, widersprüchliche Zugehörigkeiten und ambiger Lebensformen werden erzählerisch vergegenwärtigt und münden in eine ästhetisch-ethische Pluralität. Auf originelle Art verweist Nadjib Irewole Sadikou auf Ähnlichkeiten, verdeckte Gemeinsamkeiten sowie subtile Differenzen von Erziehungskonstellationen in afrikanischer und deutscher Literatur, um somit dem Leser und der Leserin vor fatalen Klischees und Stereotypen zu warnen. Insofern trägt das Buch zum Dialog und zur gelungenen Kommunikation zwischen Afrika und Europa bei.