Der Kult des Organischen
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Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist durch tiefgreifende Veränderungen geprägt. Neue Denkweisen in moralischen, sozialen, religiösen und naturwissenschaftlichen Fragen erschüttern den Menschen. Die Seele des Menschen, Ängste, Sehnsüchte, Phantasien und das Irrationale geraten zunehmend in den Mittelpunkt. Diese Erscheinungsformen finden vor allem Ausdruck in der Kunst. Künstler des Jugendstils wollten neue Wege in der Kunst gehen und der Nachahmung vergangener Stile einen Riegel vorschieben. Kaum eine Epoche verinnerlichte die Einheit von Mensch und Umwelt so sehr wie die Jugendstilkünstler und deren Anbetung der vegetabilen und organischen Formen. Intellektuelle Vorbilder waren etwa die Taoisten oder die Buddhisten. Künstlerisches Vorbild und Orientierung boten japanische Künstler, welche die symmetrische Bildgestaltung ablehnten, da sie leblos sei und in der organischen Welt nicht vorkäme. Das Unvollkommene ist hingegen die Triebfeder der Phantasie. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts feierte der Jugendstil in der Psychedelischen Kunst seine Reinkarnation. Auch die Künstler der Psychedelischen Kunst ließen sich vom Zen-Buddhismus beeinflussen, himmelten die organische Farben- und Formenwelt an und rebellierten gegen die vorherrschende bürgerliche Moral. Zwischen Sex, Drugs and Rock´n´Roll versuchten diese ihre psychedelischen Erlebnisse und die Erlebnisintensität in das Zentrum ihrer Kunst zu stellen. Drogen wie LSD sollten die visuelle Wahrnehmung steigern und das Bewusstsein erweitern. Beide anti-akademischen Strömungen, sowohl der Jugendstil als auch die Psychedelische Kunst, ernteten Spott und Verachtung. Nicht zuletzt wird einer ihres charakteristischsten Merkmale, die geschwungene Linie, als Ausdruck von Genuss und Leidenschaft in der heutigen Konsumwelt eingesetzt. Das vorliegende Buch widmet sich anhand eines Bildvergleiches zwischen einem Jugendstilkünstler und einem Vertreter der psychedelischen Kunst beiden Phänomenen.