Am leeren Ort der Macht
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Obwohl Claude Lefort außerhalb Frankreichs nur Eingeweihten bekannt sein dürfte, war er einer der einflussreichsten politischen Theoretiker für den französischen Diskurs seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg hatte er in diversen Projekten an der Etablierung einer französischen kritischen Linken prägend mitgewirkt, die sich gegen die partei- und Sowjetunionstreue Linie Sartres durchzusetzen hatte. So entwickelte er ein Verständnis des kommunistischen Totalitarismus, das dann gleichsam eine Kontrastfolie für seine Demokratie- und Menschenrechtstheorie abgeben konnte. In allen diesen Aspekten lassen sich wesentliche Entwicklungen auch der internationalen politiktheoretischen Debatten auf seine Diskussionsbeiträge zurückführen. Am bekanntesten ist sicherlich seine These von der Verortung des Kerns der Demokratie in einer streitbaren Zivilgesellschaft, welche sich der staatlichen Kontrolle ebenso entzieht, wie sie die Besetzung des „leeren Ortes der Macht“ durch die politischen Akteure verhindert. Der Band rekonstruiert die Demokratie- und Politiktheorie Leforts und bettet jene bekannte These in vielfältige und sehr viel weiter reichende theoretische Kontexte ein. In der Arbeit mit den Ideen Leforts können die Beiträger darüber hinaus zeigen, dass Leforts Theorie auch für aktuelle Phänomene und Debatten (wie z. B. die Occupy!-Bewegung, die Debatte um den Populismus und diejenige um die Konstitutionalisierung des Völkerrechts) nach wie vor von großer Originalität und ungeminderter Bedeutung ist.