Soziologie des Krieges
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Alle Menschen möchten in Frieden leben. Und doch werden ständig Kriege geführt. Wie ist das möglich? Der Krieg ist eine der Elementarerscheinungen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, unabhängig von Raum und Zeit. Merkwürdigerweise ist er nie zu einem Thema der Soziologie geworden. „Kriegsverdrängung“ und „Kriegsvergessenheit“ sind geradezu ein Charakteristikum moderner Sozialtheorien. Sozialwissenschaftler haben, von Ausnahmen abgesehen, offensichtlich Schwierigkeiten, sich mit den gesellschaftlichen Voraussetzungen, Erscheinungsbildern und Folgen von Kriegen und vergleichbaren Katastrophen zu befassen. Soziologen leben mehrheitlich in stabilen Welten, und „deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ihre Theorien den Zusammenbruch ganzer Systeme, den Ausbruch extremer Gewalt, das Umschlagen sozialer Verhältnisse in ein ganz Anderes nicht vorsehen und es als Ausnahme definieren, wenn es trotzdem geschieht.“ (Harald Welzer). Eine Ausnahme gibt es, noch kaum zur Kenntnis genommen oder längst wieder vergessen: Sebald Rudolf Steinmetz’ fundamentales Werk „Soziologie des Krieges“, 1929 erschienen und alsbald aus der fachwissenschaftlichen Diskussion verdrängt. Für Steinmetz ist der Krieg „eine der entsetzlichsten Erscheinungen der Menschheitsgeschichte“ und zugleich „eine große Kulturmacht“. Leidenschaftslos und mit Distanz analysiert er „den Krieg in seinen Ursachen, seiner Entwicklung und seinen Folgen“, um „seine Regelmäßigkeiten aufzudecken“. Dabei gilt ihm der erste Weltkrieg als „das bedeutendste Experiment, das je angestellt wurde, für die Prüfung aller Theorien und Auffassungen über den Krieg“.