Am Güterbahnhof
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Das zweite Buch aus dem Hause Klingenberg Books befasst sich mit der Fotoarbeit „Am Güterbahnhof“ von Allan Gretzki. Seit 1989 gehört die Loveparade zu den wichtigsten Strassenumzügen der Technokultur. Unter dem Motto Friede, Freude, Eierkuchen feierten 150 Menschen im Sommer 1989 den Geburtstag des bekannten Berliner Techno Djs Dr Motte. Die Loveparade erlang immer größeres Ansehen und wuchs schnell aus den Berliner Kinderschuhen heraus. International machte das Musikevent von sich Reden und erlangte 1999 mit einem Besucherrekord von 1,5 Millionen Musik - sowie Partyliebhabern ihren Höhepunkt. Nach einer zweijährigen Pause meldete sich die Strassenparade 2007 mit einem kommerziellen Veranstalter und neuen wechselnden Standorten im Ruhrgebiet zurück. Die Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg entwickelte sich zu einer der schwersten Tragödien der deutschen Nachkriegsgeschichte. Planungsfehler führten zu einer Massenpanik im einzigen Besucherzugang zum Veranstaltungsgelände am früheren Duisburger Güterbahnhof. In dem tödlichen Gedränge der 19. und letzten Loveparade starben 21 Menschen, 541 wurden zum Teil schwer verletzt. Die hohe seelische Belastung kostete 6 weiteren Menschen ihr Leben. Allan Gretzki (*1979), erlebte das Unglück der Loveparade im Rahmen seiner Arbeit für den WDR live Vorort. Gretzkis Arbeiten thematisieren oft die Strasse als künstlerisches Objekt sowie deren Veränderung durch den Eingriff des Künstlers. Die Strasse als äussere Raumfläche sowie als Bewegung und Kultur. Welche Veränderung fand nach dem Unglück an der Unfallstelle in Duisburg statt? Welche Spuren hat die Tragödie hinterlassen? Einen Tag nach der Katastrophe der Loveparade besuchte Allan Gretzki die Unfallstelle und sammelte verlorene Gegenstände ein. Accessoires, die tanzende Damen schmückten, Wasserflaschen, die die Tanzwütigen mit dabei hatten. Die insgesamt 72 im Buch abgebildeten Fundstücke fotografierte Gretzki im Stil polizeilicher Beweismittelfotografie. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler ist ein stilvoll gestaltetes Softcoverbuch in einer Auflage von 300 Exemplaren entstanden. Zusätzlich zum Fotomaterial verleiht Klingenberg Books Betroffenen Gehör. Verlagschef Lars Klingenberg führte Interviews u. a. in Duisburg mit Menschen die hautnah das Massenunglück erlebt haben. Thematisch abgerundet wird „Am Güterbahnhof“ durch das Essay „Die Traurigkeit zerbrochener Sonnenbrillen“ des renommierten Journalisten und Fotografen Damian Zimmermann. Zimmermanns Text befasst sich aus künstlerisch-kritischer Sicht mit dem Anspruch der dokumentarischen Fotografie und ihrer Realität. Wie bedeutend wird unbedeutender Müll in diesem Kontext?