Tribut der Seuche oder: Seuchenmythen als Quelle sozialer Kalibrierung
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Neben der realfaktischen Existenz der Infektionskrankheiten besteht eine eigene, soziale Realität der Diskurse über Epidemien, die mehr als die Krankheiten selbst unsere Vorstellungen über Seuchen prägen und den Umgang mit ihnen bestimmen. Wie, wozu und mit welchen sozialen, kulturellen und praktischen Konsequenzen schreibt und spricht man seit mehr als 2000 Jahren über Seuchen? Inwiefern setzt der AIDS-Mythos diese Tradition fort? Die Untersuchung geht auf diese Fragen dezidiert ein, beschreibt u. a. die historische Vielfalt von Strategien zur Mystifizierung und Dramatisierung von Krankheiten und gibt Beispiele für den Einfluß der Seuchenmythen auf die Entwicklung europäischer Kultur. Nicht zuletzt zeigt sie am Beispiel des AIDS-Diskurses, daß es sich bei Krankheitsdiskursen eben nicht nur um medizinische, sondern auch um kulturelle Diskurse handelt, in deren Rahmen gesellschaftliche Machtfragen eine besondere Rolle spielen.