Handeln wider (besseres) Wissen?
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Inwieweit bestimmt das Denken das reale Handeln der Menschen? Dieser alten und immer noch interessanten Fragestellung der Psychologie wird im Rahmen des Forschungsprogramms Subjektive Theorien auf eine vielversprechende Art nachgegangen. Inhaltlich geht es dabei um das Thema Gruppenunterricht in der Sekundarstufe I, wie er in unseren Schulen praktiziert wird. Zum einen wird das Handeln von Lehrkräften während ihres Gruppenunterrichts differenziert erfasst und dokumentiert (Aussenperspektive), zum anderen werden die Sichtweisen der Lehrkräfte über ihren Gruppenunterricht in Form von Subjektiven Theorien rekonstruiert und dargestellt (Innenperspektive). In einem letzten Schritt werden die beiden Wirklichkeitsbereiche miteinander konfrontiert (Vergleich der Innenperspektive mit der Aussenperspektive). Mit der differenzierten Methodik lässt sich eine hohe Konsistenz zwischen Innen- und Aussenperspektive des Unterrichtshandelns nachweisen: Die rekonstruierten Subjektiven Theorien sind somit als handlungsleitende Kognitionen und damit als Wissensbasis des Lehrerhandelns im Gruppenunterricht aufzufassen. Gleichzeitig sind aber auch gewisse Inkonsistenzen zwischen Denken und Handeln zu erwarten, die besonders interessante und erklärungsbedürftige Stellen darstellen. Um die psychologische Bedeutung dieser Nicht-Übereinstimmungen zwischen Denken und Handeln zu bestimmen, wird ein Kategoriensystem auf der Basis von Literaturaussagen, Expertenhinweisen und Plausibilitätsüberlegungen entwickelt. Es stellt sich heraus, dass die Nicht-Übereinstimmungen keinesfalls gleich negativ zu sehen sind, sondern im Gegenteil auch Entwicklungspotentiale beinhalten können.