Weltbürgerlicher Kommunitarismus
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Die Arbeit geht von der kommunitaristischen Fundamentalkritik an dem in modernen westlichen Gesellschaften vorherrschenden Individualismus-Prinzip aus, das nach kommunitarischer Einschätzung zur Erosion und letztlich zur Selbstzerstörung dieser Gesellschaften führen muss. Diese These wird mit der Einschränkung bestätigt, dass es zwar keinen prinzipiellen Konflikt zwischen Kommunitarismus und Liberalismus gibt, die kommunitaristische Kritik gegenüber dem neoliberalen globalen Ökonomismus bzw. dem globalen „Marktfundamentalismus“ jedoch berechtigt ist. Denn die neoliberale Globalisierung führt in der Tat zu einer Erosion der territorialen Nationalstaaten und zu einem massiven faktischen Souvernitätsverlust der nationalen Regierungen. Im Zusammenhang mit der Frage, wie nun mit den aus dieser Form der Globalisierung entstehenden komplexen Problemen umzugehen ist, wird sodann die „Clash of Civilizations“-Theorie Samuel P. Huntingtons als paradigmatischer kommunitaristischer „Therapie“-Vorschlag kritisch analysiert. Ausgehend von der These, dass es zwischen den bestehenden Kulturkreisen fundamentale und unüberbrückbare Spaltungen gibt, zielen Huntingtons Empfehlungen im Kern auf die moralische und kulturelle Re-Homogenisierung der westlichen Gesellschaften ab, die im Außenverhältnis zu einer Erneuerung und Festigung der weltpolitischen Machtposition des Westens führen soll. Diese rückwärts gewandte Philosophie wird als den Globalisierungsbedingungen strategisch unangemessen, kontraproduktiv und potenziell gefährlich verworfen. Statt dessen wird im letzten Teil der Arbeit das Modell eines progressiven, weltbürgerlichen Kommunitarismus entworfen, der den Engführungen des neoliberalen Ökonomismus durch eine Stärkung des Gemeinsinns begegnen, zugleich jedoch den unabweisbaren und zweifelsohne hochgradig konfliktträchtigen Bedingungen der „postnationalen Konstellation“ durch die gezielte Ausbildung eines weltbürgerlichen Bewusstseins Rechnung tragen soll.