Von Ribbentrop zu Springer
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Paul Karl Schmidt (1911-1997) war ein Mann des Wortes. Aus kleinen Verhältnissen stammend, erklomm er in Rekordzeit die Karriereleiter im nationalsozialistischen Deutschland – vom einflußreichen NS-Studentenfunktionär bis zu einem der bedeutendsten Propagandisten des „Dritten Reichs“. Mit noch nicht einmal 29 Jahren war der SS-Obersturmbannführer Pressesprecher von Außenminister Joachim von Ribbentrop. Bis zur Kapitulation des Hitler-Regimes baute er seine Stellung immer mehr aus und avancierte zur Nachwuchskraft erster Wahl. Erst in den letzten Kriegstagen flüchtete der promovierte Psychologe aus dem umkämpften Berlin. Den Nürnberger Prozessen gerade noch entkommen, startete Schmidt nach dem Krieg eine zweite nicht minder erfolgreiche Karriere als Journalist, Buchautor und Berater. Unter dem Pseudonym Paul Carell wurden seine Bücher über die großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs von einem Millionenpublikum verschlungen. „Unternehmen Barbarossa – Der Marsch nach Russland“ ist sein bekanntestes. Der apologetische Duktus dieser „Tatsachenberichte“ prägte das Geschichtsbild vieler ihrer Leser und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Verehrt von den einen, verachtet von den anderen, überstand er nicht nur alle Anfeindungen, sondern gelangte in das nähere Umfeld von Axel C. Springer. Bis zu dessen Tod wirkte er nicht nur als sein Sicherheitschef, sondern wurde einer der engsten Berater des Verlegers auch auf anderen Feldern. Der gelernte Journalist Christian Plöger nähert sich in seiner Dissertation erstmals umfassend dem Phänomen Schmidt. Er geht dabei werkbiografisch vor und spürt anhand einer Vielzahl teils unveröffentlichter Originaltexte der soziologisch motivierten Frage nach, was Schmidt angetrieben hat: der Wille zur Macht oder die braune Ideologie.