Unter dem Krummstab

Die Erinnerung an die Zeit nach dem Westfälischen Frieden ist im öffentlichen Bewußtsein weitgehend verblaßt. Helmut Lahrkamp, der Autor des Erfolgsbuches „Dreißigjähriger Krieg - Westfälischer Frieden“, erfüllt mit seinem neuen Buch einen vielfach geäußerten Wunsch. Neben der nur wenigen zugänglichen Fachliteratur fehlt ein leicht faßlicher und bebilderter Band zur Geschichte Münsters und seines Umlandes für die Epoche nach 1648 bis zum Aufgehen des geistlichen Territoriums im preußischen Staat 1815. Lebendig treten die letzten acht geistlichen Landesherren, die ihre Untertanen „unter dem Krummstab“ regierten, in Erscheinung. Anschaulich vermittelt Lahrkamp das vermißte Wissen um diese Zeit und berichtigt nebenbei auch verbreitete Irrtümer - etwa über den „Kanonenbischof“ Christoph Bernhard von Galen oder den lebenslustigen Wittelsbacher Kurfürsten Clemens August. Die damalige Zeit ist nur vor dem Hintergrund der gesamteuropäischen Geschichte zu verstehen. Deshalb die Einbindung in die Epoche Ludwigs XIV. mit der französischen Eroberungspolitik und den Türkenkriegen, denen sich der auch das Münsterland verheerende „Siebenjährige Krieg“ zwischen der Kaiserin Maria Theresia und dem Preußenkönig Friedrich II. anschloß. Schließlich die lokale Überlieferung vor dem Hintergrund der blutigen Französischen Revolution mit der vielfachen Emigration und der kurzfristigen Einverleibung in das Kaiserreich Napoleons I. Sowohl durch die Darstellung wie auch durch die 326 ausführlich kommentierten Bilder und Dokumente wird der Leser unterhalten und zugleich bestens informiert. Denn dem Autor Helmut Lahrkamp ist wieder das Kunststück der Verbindung von wissenschaftlicher Genauigkeit und historischer Erzählung gelungen - wie bei seinem erfolgreichen Buch „Dreißigjähriger Krieg - Westfälischer Frieden“.