Maurenland, Christenland

Nach ihren Geschichten aus al-Andalus, in denen die Autorin die Geschichte Spaniens von der arabischen Eroberung der Iberischen Halbinsel im Jahre 711 bis zum Untergang der maurischen Kultur im Abendland mit der Stimme und aus der Sicht der spanischen Mauren erzählte, widmet sie nun ihre Aufmerksamkeit der Gegenseite, der spanischen Christenwelt. Drei berühmte Persönlichkeiten führen durch die drei wichtigsten Jahrhunderte zähen Ringens um die Reconquista, die christliche Rückeroberung des muslimischen Spaniens: der Ritter Rodrigo Díaz aus Vivar (11. Jh.), kurz „der Cid“ genannt, König Alfons X. von Kastilien und Leon (13. Jh.), dem die Nachwelt den Beinamen „der Gelehrte“ verlieh, und der Dichter Miguel de Cervantes Saavedra, der Autor des „Don Quijote von der Mancha“ (16./17. Jh.). Alle drei waren sie Grenzgänger zwischen den Religionen und Kulturen, ihr Leben und ihr Vermächtnis führen anschaulich vor Augen, wie facettenreich das Verhältnis von Christen und Mauren im damaligen Spanien bis über das Mittelalter hinaus war. Sie zeigen uns Welten politischer Grauzonen und innerer Zerrissenheit, und es wird in jedem Fall offenbar, dass nichts so war, wie es auf den ersten Blick scheint. So unterschiedlich sie von ihrem Stand her auch waren, haben sie doch etwas gemeinsam: Mit Leidenschaft lebten sie ihre Visionen, sie verfolgten unbeirrt ihre Ziele und vollbrachten Außergewöhnliches. Um die cervantinische Allegorie aufzugreifen, können wir sagen, dass ein jeder auf seinem Weg durch die Geschichte gegen Windmühlen kämpfte, allerdings mit unterschiedlichen Waffen: Der Erste kämpfte mit dem Schwert, der zweite mit seinem brillanten Geist und der dritte mit der Feder. Und wenn auch das Leben jedes Einzelnen, aller Berühmtheit zum Trotz, nicht einer gewissen Tragik entbehrt, so haben sie ihre Werke und Taten doch unsterblich gemacht.