Katharina Prager untersucht in einem biographischen Spaziergang das Leben und die widersprüchlichen Positionierungen von Karl Kraus, einem Satiriker, der Realität, Wahrheit und Gerechtigkeit festhielt. Sie beleuchtet, wie seine satirische Persona von den gesellschaftlichen Veränderungen um 1900 geprägt wurde.
Der reich illustrierte Band bietet einen Mix aus umfassenderen Themenbeiträgen und Kurzessays. Katharina Prager hat jene renommierten ForscherInnen, die das Fundament der Kraus-Forschung errichteten und sich oft schon Jahrzehnte mit Karl Kraus beschäftigen, eingeladen, ihre Beziehung zu Kraus anhand eines Objekts in einem kurzen Essay zu reflektieren. Die AutorInnen kommen aus verschiedenen Disziplinen und Fachkulturen und nehmen unterschiedliche Positionen und Perspektiven ein – was immer wieder zu Widersprüchen, zu einem produktiven »Pro und Contra« um Karl Kraus führt.
Eine Biografie der Wiener Moderne
Der in Wien geborene Schriftsteller und Regisseur Berthold Viertel (1885-1953) hinterließ ein umfangreiches, aber fragmentarisches autobiografisches Projekt, das sich durch Exil und Remigration vielfach verändert hat. Katharina Prager setzte sich mit Viertels autobiografischer Praxis und seinen Re- und Dekonstruktionen von kollektiver Erinnerung an ein „anderes“ Wien um 1900 auseinander, die ein Gegenbild zu den idealisierenden Darstellungen seines Freundes Stefan Zweig entwarfen. Sie setzt seine Erinnerungen an „kritische Modernität“ mit der Forschung zur Wiener Moderne in Beziehung und bündelt diese zu 15 biografischen Erinnerungsorten. Berthold Viertel wird dabei als wesentlicher Akteur und Netzwerker in der Kulturszene Wiens sichtbar und als typischer Repräsentant einer kritischen Avantgarde, deren Traditionslinien er durch sein Schreiben bewahren wollte.