Friedrich Huch Bücher

Die Luft des Fin de siècle, mit einem Schuß Wehmütigkeit und einem Schuß Bohème, weht einen an aus diesem heiter-schmerzlichen Roman, dem Meisterwurf des früh verstorbenen Dichters aus dem Umkreis der Künstlerszene von München-Schwabing, des Enkels von Friedrich Gerstäcker und Vetters von Ricarda Huch. An den Wegen der beiden ungleichen Brüder, im Reich der Studentenbude, des Schmierentheaters und der Redaktionsstube veranschaulicht Huch mit tiefer Psychologie und feiner Ironie die späte Bürgerwelt zwischen Karriere und Dekadenz um die letzte Jahrhundertwende. Der Roman, schon bei seinem Erscheinen ein Erfolg, wird mit der Einreihung in die "Sammlung Dieterich" hier dem Leser wieder zugänglich.

Die Geschichte dreht sich um Peter Michels Vater, einen träumerischen Schuhmacher, der in seinem Dorf lebt und sich mit den abenteuerlichsten Gedanken beschäftigt, jedoch nie zu konkreten Ergebnissen gelangt. Seine Frau, die sich für bedeutend hält, zeigt Initiative, als eine elegante Dame ihre feinen Stiefel zur Reparatur bringt. Während der Vater unsicher ist, übernimmt die Mutter die Herausforderung und demonstriert, dass auch in ihrem Dorf eine Verbindung zur Welt besteht. Peters Eindruck von der Dame und den gelben Schuhen prägt seine Vorstellung von Prinzessinnen und bleibt in seinem Gedächtnis verankert.

Die Beschreibung entführt den Leser in ein eindrucksvolles, historisches Haus, das im Zentrum der Stadt steht. Thomas, der hier geboren wurde, erlebt die imposante Architektur mit hohen Fenstern und einem kühlen Flur, der von mächtigen Säulen getragen wird. Die Treppe mit ihren niedrigen Stufen führt zu einem großen Schiebefenster, das von blühenden Fliederbäumen umgeben ist. Diese Szenerie schafft eine Atmosphäre von Geheimnis und Tradition, die die Erzählung prägt.