Eva Reinkowski-Häfner Reihenfolge der Bücher

Die Aufsätze in diesem Band bieten neue Einsichten in die Zeit der Lukasbrüder an der Wiener Akademie und die künstlerische Entwicklung der Akademieschüler Johann Friedrich Overbeck, Franz Pforr, Josef Wintergerst, Ludwig Vogel, Josef Sutter und Konrad Hottinger. Diese Periode markiert die Anfänge einer romantischen Malerei, die sich religiösen und patriotischen Themen widmete, inspiriert von den alten Meistern wie Dürer und Raphael. Die ersten Schritte dieser Künstlergruppe sind von Bedeutung, da ihre Konzepte und Bildideen die Malerei des 19. Jahrhunderts prägten. Die Wiederentdeckung alter Maltechniken sowie die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und das gemeinsame Zeichnen machen die Lukasbrüder zu einem Beispiel für die Entstehung der Romantik. In Wien experimentierten sie mit kollektiven Arbeitsmethoden und setzten sich produktiv mit Religion und Geschichte auseinander. Michael Thimann zeigt, dass die Künstler an der romantischen Wiederentdeckung des Mittelalters teilhatten, was sich auch in den Schriften Friedrich Schlegels widerspiegelt. Erstmals wird untersucht, wie diese ideengeschichtliche Wende in der Werkpraxis und Maltechnik der Lukasbrüder sichtbar wird. Eva Reinkowski-Häfner belegt, dass die Orientierung an der Malerei der „alten Maler“ auch die Techniken und Materialien der jungen Schüler beeinflusste, während sie bereits früh eine künstlerische Individualität entwickelten.

Im Zuge der Mittelalterrezeption des 19. Jahrhunderts entdeckten die neu begründeten Wissenschaftsdisziplinen der Kunstgeschichte, der Restaurierung und der Naturwissenschaften die Temperamalerei wieder. Die Künstler selbst griffen auf deren Forschungserkenntnisse zurück und entwickelten mit Hilfe von Produkten der Farbenindustrie die Temperamalerei zu einem neuen Malverfahren. In der vorliegenden Studie werden auf der Basis umfangreichen Quellenstudiums und anhand zahlreicher Beispiele die Gründe für die Renaissance der Temperamalerei dargelegt, beginnend mit der nazarenischen Wandmalerei und der restauratorischen Retusche bis hin zur Malerei des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Interdependenzen und Zusammenhänge zwischen der Maltechnikforschung und der Malpraxis, zwischen Wand- und Staffeleimalerei und zwischen der kunsthistorischen und maltechnischen Entwicklung werden hierbei aufgezeigt. Die Arbeit stellt nicht nur die Maltechnikforschung auf eine neue Grundlage, sondern eröffnet auch den Kunsthistorikern den Zugang zur Materialität der Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.