. Es geht im „Tao Te King“ einerseits um einen mystischen Weg zur Erlangung der Einheit mit dem göttlichen Geist, der der Urgrund des Weltganzen ist, und andererseits um die sittliche Verwandlung der eigenen Persönlichkeit. Um die Einheit mit dem göttlichen Urgrund zu erleben, muss man in die völlige Leere einsteigen und in die totale Stille eintreten. Das Leben des Einzelnen wie der Gemeinschaft kann nur vom nährenden Grund der Ewigkeit her seine richtige Ordnung beziehen. Insofern trifft sich die Lehre des Lao Tses mit allem Religiösen und Transzendentalen und ist in dieser Beziehung auch für ein recht verstandenes Christentum nichts Fremdes. Es kann nicht darum gehen, christliche Religiosität gegen fernöstliche Weisheit auszuspielen, sondern darum, eines im anderen wiederzuerkennen.
