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Lektüre-Analyse an deutschen Universitäten: hohe Anschaffungskosten für Studierende und geringer Anteil von Autorinnen

Vor ein paar Wochen hat die Vorlesungszeit an den deutschen Universitäten wieder begonnen. Überall füllen sich die Bibliotheken wieder mit fleißig lesenden Studierenden. Ein Gedanke, der uns Bücher-Fans natürlich ganz besonders gut gefällt. Wir haben uns den Semesterstart zum Anlass genommen, zu recherchieren, was und wie viel Studierende an den Unis in Deutschland überhaupt lesen müssen. Dafür haben wir uns in den letzten Wochen auf die Suche nach den Lektürelisten von Literaturwissenschafts- und Germanistik-Studiengängen gemacht und neun Stück davon ausgewertet. 

Bei der Analyse haben wir uns gefragt: Wie viel müssten die Studierenden eigentlich bezahlen, wenn sie alle Bücher lesen würden, die ihnen von der Universität empfohlen oder aufgetragen werden? Welche Uni wird für die Studierenden am teuersten? Und: Wie stark sind die Listen eigentlich noch von Männern dominiert? Wie hoch ist also der Anteil von Autorinnen auf den jeweiligen Listen? Gibt es große Unterschiede zwischen den Unis? Und welche Uni bietet den größten Anteil von Autorinnen in ihren Leselisten?

Top drei Universitäten mit Kosten weit über tausend Euro
Fangen wir mit der Preis-Frage an: Die teuerste Uni unseres Vergleichs ist die Freie Universität Berlin. Wenn Germanistik-Studierende der Hauptstadt-Uni alle Bücher, die ihnen von der Leseliste ihres Instituts empfohlen werden, neu gekauft lesen wollen, erwarten sie während des gesamten Studiums Kosten von zusammengerechnet 2308,39 Euro. Das ist eine ganze Menge und mit Abstand der höchste Wert unserer Analyse. Danach kommt die Technische Universität aus Dortmund. Kaufen Studierende hier alle Lektüreempfehlungen für den Lehramts-Studiengang Deutsch neu, müssen sie mit einem Preis von 1731,52 Euro rechnen. Die Germanistik-Leseliste, die im Studium der Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum durchzuarbeiten ist, kommt auf einen Preis von insgesamt 1419,72 Euro. Damit liegt Bochum auf Platz drei der teuersten Unis für Literatur-Studierende. Mit weitem Abstand dahinter folgen die Universität Münster (600,43 Euro), die Ludwig-Maximilians-Universität München (480,79 Euro) und die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (464,74 Euro).

Durchschnittliche Anschaffungskosten von 851,46 Euro pro Student:in

Die günstigste Uni hingegen ist die Universität zu Köln: Hier müssen Studierende Deutscher Sprache und Literatur eine kleinere Auswahl aus einzelnen Epochen treffen, sodass sie im günstigsten Fall nur einen Gesamtpreis von 98,50 Euro zahlen. Etwas teurer wird es wieder für Germanistik-Student:innen an der Universität Duisburg-Essen, die für einen verpflichtenden Lektürekurs 30 Texte im Wert von 192,40 Euro erwerben müssen. Die drittgünstigste Universität in unserem Preis-Ranking ist die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Hier müssen Bachelor-Student:innen der Literatur- und Sprachwissenschaft in der Vorlesung „Exemplarische Lektüren” bei Neukauf aller verbindlichen Texte mit einem Preis von 366,66 Euro rechnen. 

Wenn wir unsere Ergebnisse von neun Universitäten hochrechnen, liegt der Durchschnittswert der Anschaffungskosten für die Lektürelisten deutscher Universitäten übrigens bei 851,46 Euro. Damit sind die günstigsten Unis unserer Rankings wirklich deutlich unter dem Durchschnitt. Das heißt allerdings auch, dass Literatur- und Germanistik-Student:innen an deutschen Universitäten generell mit ziemlich hohen Kosten während ihres gesamten Studiums rechnen müssen, wenn sie alle Bücher neu kaufen wollen. Hier findet ihr nochmal das gesamte Ranking in einer Tabelle veranschaulicht:


Leseliste an der Universität Duisburg-Essen hat den höchsten Anteil von Autorinnen

Schauen wir uns nun einmal den Anteil von Autorinnen in den Lektürelisten an. Wir wollen euch gar nicht groß auf die Folter spannen und gleich mal den Durchschnitt unseres gesamten Ergebnisses nennen, damit ihr einen Eindruck vom Autorinnen-Anteil an den Unis habt: Durchschnittlich umfassen die Lektüreliste rund 212 Werke für das gesamte Studium und davon sind durchschnittlich nur 13 Prozent von Frauen geschrieben! Das ist natürlich ein ziemlich ernüchterndes Ergebnis. Der höchste Anteil von Autorinnen auf einer Leseliste kommt in unserem Ranking von der Universität Duisburg-Essen mit 22,58 Prozent. Knapp dahinter folgt im Geschlechter-Ranking die Universität zu Köln auf Platz zwei mit einem Autorinnen-Anteil von 22,33 Prozent in den vorgegebenen Lektüren. Mit 21,74 Prozent Anteil an Schriftstellerinnen, die in der Lektüreliste zum studienbegleitenden Test im Germanistik-Studium vertreten sind, liegt die Universität Münster auf Platz drei des Rankings. Dahinter folgen die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main (17,19 Prozent), die LMU in München (9,28 Prozent) und die RWTH Aachen (8,72 Prozent).

Studierende der FU Berlin lesen am wenigsten Lektüre von Autorinnen

Am schlechtesten schneidet hier wieder die Freie Universität Berlin ab. Bei den empfohlenen Werken liegt der Anteil von Autorinnen nur bei 2,37 Prozent. Auch die Lektüreliste der Bochumer Ruhr-Universität sieht da vergleichsweise schlecht aus. Hier liegt der Autorinnen-Anteil nur bei 5,43 Prozent. Die TU Dortmund liegt mit einem Anteil von 7,05 Prozent der Autorinnen auf ihrer Leseliste auf dem drittletzten Platz.

Lektüre von Autorinnen ist im Schnitt sieben Euro teurer als von Autoren

Einen interessanten Fakt haben wir aber noch: Schließlich haben wir uns auch gefragt, wie man die beiden verschiedenen Analysen nach Preis und Geschlecht auch verbinden könnte. Deswegen haben wir mal geschaut, wie viel eigentlich durchschnittlich das Buch einer Frau und das eines Mannes kostet. Herausgekommen ist Folgendes: Die auf den untersuchten Leselisten angegebenen Bücher von Männern kosten im Durchschnitt 10,95 Euro, während die von Frauen mit durchschnittlichen 17,47 Euro deutlich teurer ausfallen. Natürlich haben wir für euch auch diese Ergebnisse noch einmal in einer Tabelle veranschaulicht:

Marilena Himmelreich, unsere Head of Communications bei Bookbot, kommentiert das Ergebnis: „Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass selbst bei den Universitäten mit dem höchsten Anteil weiblicher Autor:innen in der Lektüreliste noch über Dreiviertel der Autor:innen männlich sind. Das ist sehr schade, da durch eine solch geringe Repräsentation die literarischen Errungenschaften, Erzählungen von erlebten Realitäten und Sichtweisen von Frauen in der Geschichte und der Gegenwart weiterhin unsichtbar bleiben. Interessant wird zudem, ob in Zukunft auch non-binäre Schriftsteller:innen vermehrt Einzug in die Leselisten erhalten. Unsere Gesellschaft ist divers – und die Universität hat als Bildungsinstitution die große Chance, Studierenden diverse Sichtweisen nahezubringen.”