Über die Verwertung der Wirklichkeit: Fotografie, Reproduktion, (Bild-)Medien
Im Jahr 1911 wird die Mona Lisa gestohlen, was unsere Wahrnehmung von Realität herausfordert. Christian Welzbacher untersucht den Einfluss von Reproduktionen und digitalen Medien auf Kunst und unsere Beziehung zur Wirklichkeit. Er verbindet historische und moderne Perspektiven und kritisiert die Rolle des Smartphones in der Bildwahrnehmung.
Bobby war der erste Gorilla, der in einem europäischen Zoo vom Babyaffen zum Fünf-Zentner-Riesen heranwuchs: eine Sensation, ein Zuschauermagnet, eine Geldmaschine. 1928 kam er nach Berlin, 1935 starb er an Blinddarmentzündung. Nach der Obduktion stopfte man ihn aus. Bis heute sitzt er im Berliner Naturkundemuseum, erneut als Hauptattraktion. Bobby. Requiem für einen Gorilla erzählt seine ungeheuerliche Geschichte, die auch eine Geschichte der Grausamkeit ist, und der menschlichen Überheblichkeit. Dieses Buch ohne Autor - denn es besteht allein aus Zitaten zeitgenössischer (Fach-)Literatur und Presseberichten - spannt den Bogen von der Entdeckung der Gorillas Mitte des 19. Jahrhunderts, über Darwins Abstammungslehre und den lukrativen Tierhandel bis hin zu legendären Filmgorillas, der modernen Zoologie und der Rassenkunde.
Eine Reise als Herausforderung, Ordibehescht 1396: Drei Wochen Iran im Mai 2017, ein Land, überfrachtet mit Klischees, Behauptungen, politischen und religiösen Vorstellungen. Drei Wochen gegen die Unzulänglichkeiten des eigenen Wahrnehmungsapparates anrennen wie gegen eine Mauer. Drei Wochen Begegnungen mit Menschen, Städten, Landschaften, die alle Klischees, Behauptungen und Vorstellungen Lügen strafen. Ordibehescht: Der iranische Frühlingsmonat verspricht Aufbruch in eine neue Zeit – die Jahr um Jahr auf sich warten lässt. Ordibehescht: drei Wochen Stau, Taroof und Grillfleisch, drei Wochen Fußballverrücktheit, Kinobesessenheit und flatternde Tschadors. Ordibehescht: ein Aufruf zum Dialog mit dem vermeintlichen Feind, ein Plädoyer für einen neuen Frühling. Welzbachers Reisebilder erzählen von historischen und gegenwärtigen Beziehungen zwischen Persien und dem Westen; vom Vielvölkerstaat Iran; vom Nutzen und Nachteil der Kultur- und Wirtschaftspolitik; von den Nöten und Wünschen einer Mittelschicht im Wartestand – deren Probleme man erstaunlicherweise auch aus Europa zu kennen scheint.
Das Museum ist eine bürgerliche Repräsentationsform. Sie entstand zeitgleich
mit dem modernen Kapitalismus und hat vieles mit diesem gemein. Das Museum ist
ein Machtinstrument, das der Gesellschaft Gegenstände des Kultus, der
Verständigung, der sinnlich-individuellen Selbstvergewisserung entreißt, indem
es diese Gegenstände in Objekte verwandelt und in ein eigenmächtiges
Deutungssystem einordnet. Es ist auch ein Konzept der Macht, eine Maschinerie
zur Umverteilung von Wissen. Längst ist die Wirkungsmacht dieses Konzepts
nicht mehr auf Teilbereiche unseres Daseins beschränkt. Allmählich wird die
Welt zu einem totalen Museum, dessen Deutung und Bedeutung uns von Experten
vorgegeben wird. Aber wer sind in diesem Museum, das unser Leben ist, die
Kuratoren - und wer ist ihr Auftraggeber?
»Europas Moscheen« ist eine gut lesbare Einführung in die islamische Architektur der letzten Jahrzehnte, die historische und baukünstlerische Perspektiven des Islam mit einem offenen Blick in verschiedene Länder verbindet. Die diskutierten Beispiele stammen deshalb nicht allein aus kerneuropäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland, England, Italien, Dänemark, Spanien und den Niederlanden. Ausführlich werden auch die Entwicklungen auf dem Balkan und in der Türkei gewürdigt und mit den Aufbruchstendenzen in der islamischen Welt verglichen. Die Verbreitung der Moscheen in der Welt und die ästhetische Reaktion auf verschiedenste Kulturen, Regionen und Menschen hat die Formen der islamischen Architektur über Jahrhunderte verändert und immer wieder neu an lokale Bedürfnisse und Traditionen angepasst. »Europas Moscheen« ist ein Buch über Baukunst und Gesellschaft, über Politik und Form, über Repräsentation und Symbolik. Es stellt Projekte und Protagonisten, Diskurse und Zusammenhänge vor und fordert auch Beteiligung ein. Denn die neuen europäischen Moscheen zeigen auf unmissverständliche Weise, dass nicht nur die Architektur, sondern die Gesellschaft im Aufbruch ist.
Planen und Bauen für die Metropole der Moderne 1920 bis 1933
96 Seiten
4 Lesestunden
Unter dem Schlagwort »Das Neue Frankfurt« wurde in Frankfurt am Main zwischen 1925 und 1932 eines der international wichtigsten und ambitioniertesten Stadterneuerungsprojekte der Klassischen Moderne umgesetzt. Geplant vom Magistrat und koordiniert von den Architekten Ernst May und Martin Elsässer umfasste es neben Wohn- und Siedlungskomplexen auch Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungs- oder Sakralbauten, darunter Ikonen der Architektur wie die Großmarkthalle (dem heutigen Sitz der Europäischen Zentralbank). Die Publikation präsentiert die bedeutendsten Bauwerke des »Neuen Frankfurt«, schildert die sozialpolitischen Hintergründe, stellt die Protagonisten vor und erläutert ihr Schaffen im Kontext der Moderne. Der Autor, ein renommierter Kenner des »Neuen Bauens«, bereitet das Thema wissenschaftlich und zugleich anschaulich auf. Somit ist das Buch nicht nur ein idealer Reisebegleiter, sondern eignet sich auch als leicht zugängliche Einführung in ein vielschichtiges und spannendes Thema.
In diesem Buch wird erstmals der Staat als Bauherr im 20. Jahrhundert untersucht, wobei die Vorgeschichte und Nachwirkung der nationalsozialistischen Repräsentationsbauten in einen größeren politischen Kontext eingeordnet werden. Es wird die Relevanz der Baukunst in verschiedenen politischen Systemen für das Selbstverständnis der Gesellschaft hinterfragt. Darüber hinaus wird die Verbindung zwischen Architektur und den unterschiedlichen Facetten der Kultur sowie die politische Aussagekraft von Staatsarchitektur thematisiert. Christian Welzbacher analysiert die Baukultur und Baupolitik Deutschlands zwischen 1920 und 1960, einschließlich der intensiven Architekturdebatten der Weimarer Republik und der städtebaulichen Strategien des Dritten Reichs zur Staatsinszenierung. Der Blick richtet sich auch auf den Umgang der beiden Nachfolgestaaten mit dem nationalsozialistischen Erbe und die sich entwickelnden Denkmalstrategien, die bis in die Zeit der Berliner Republik nachwirken. Es wird aufgezeigt, dass die Politisierung von Kunst und Kultur bereits lange vor 1933 begann und dass es nach 1945 keine „Stunde Null“ der Architektur gab. Vielmehr hatten die vom Nationalsozialismus besetzten kulturpolitischen Felder nachhaltigen Einfluss auf die Staatsarchitektur der Nachkriegszeit.
Die Entdeckung der Neuen Welten, als deren schillerndste die 'Terra Brasilis' gehandelt wird, ist ohne ihre Mythen wie die unberührte Natur, exotische Tiere, das Gold, der Edle Wilde und die großen Entdecker nicht zu denken. Dieser prachtvolle Bildband konzentriert sich aufdie Natur- und Kulturgeschichte und spannt den Bogen von Kolumbus’ erster Sichtung Südamerikas im Jahr 1498 bis zu den wichtigsten aktuellen Sammlungen mit brasilianischem Natur- und Kulturgut in europäischen Museen. Zahlreiche historische Briefe, Tagebucheinträge und Reiseberichte – beispielsweise von Pedro Álvares Cabral, der als Entdecker Brasiliens gilt – werden ergänzt durch kulturwissenschaftliche Texte zur Flora und Fauna, darunter ein spannender Beitrag zu den Anfängen der tropischen Medizin in Brasilien um 1700, mit der sich die Hoffnung verband, durch die Erforschung neuer Erdteile auch alte Krankheiten bekämpfen zu können. Ein reichhaltiges Bildmaterial – naturkundliche Zeichnungen, Abbildungen von Artefakten und historische Fotografien – rundet den Band ab.