Die Studie beleuchtet die umstrittenen Gewalttaten gegen Juden durch Einheimische in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten während des deutsch-sowjetischen Krieges 1941. Sie analysiert die Gewaltakte deutscher und ukrainischer Akteure in der Westukraine und untersucht zudem die Auswirkungen eines sowjetischen Massenmords an Gefängnisinsassen. Durch umfangreiche Quellen und die Berücksichtigung historischer Kontexte bietet Kai Struve einen neuen Blick auf diese Ereignisse und leistet einen bedeutenden Beitrag zu den Diskussionen über NS- und Sowjetverbrechen.
Über Zugehörigkeit und soziale Emanzipation im 19. Jahrhundert
Die Integration der galizischen Landbevölkerung in die polnische und ruthenisch-ukrainische Nation am Ende des 19. Jahrhunderts ist Gegenstand dieser Studie. Sie geht der Frage nach, wie sich nationale Identifikationen verbreiteten und nationale Öffentlichkeiten, Vereine und Parteien die Isolation der Dorfgemeinschaften durchbrachen. Auf breiter Quellengrundlage wird der Zusammenhang zwischen den sozialen Interessen der Bauernschaft und der Akzeptanz von nationalen Identifikationsangeboten aufgezeigt. Ethnisch-kulturelle Konzepte, die die Bauern zur Grundlage nationaler Existenz erklärten, gleichzeitig aber die Juden ausschlossen, stießen hier auf besondere Resonanz. Nationale Einbindung der Bauern und gesellschaftliche Ausgrenzung der Juden waren somit eng miteinander verknüpft.
Studien zu einem nationalen Konflikt und seine Erinnerung
Die Jahre 1918-22 sind eine umstrittene Periode in der Geschichte Oberschlesiens, die von deutschen und polnischen Historikern unterschiedlich bewertet wird. Während polnische Historiker die Aufstände von 1919 bis 1921 als legitime Fortsetzung des Freiheitskampfes der polnischen Nation betrachten, sehen deutsche Historiker darin vor allem Versuche, die territoriale Regelung durch eine Volksabstimmung im Versailler Vertrag gewaltsam zu beeinflussen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Aufstände zum Symbol der polnischen Identität in Oberschlesien und erfuhren eine intensive, jedoch oft einseitige historiographische Bearbeitung. Der Band versammelt Aufsätze von Historikern beider Nationen zur Vorgeschichte des Konflikts um Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg, zu den Jahren 1918-22, den Folgen der Teilung 1922 sowie zur Situation der deutschen und polnischen Minderheit in beiden Landesteilen. Weitere Artikel analysieren die historiographische Behandlung der Aufstände und des Plebiszits sowie deren Erinnerung in der oberschlesischen Öffentlichkeit und Schulbüchern. Die Beiträge zeigen den aktuellen Stand der Diskussion zwischen polnischen und deutschen Historikern über die Konflikte der Jahre 1918-22 und untersuchen die Repräsentation dieser Zeit im kulturellen Gedächtnis beider Länder sowie in Oberschlesien.