Erzählungen, herausgegeben von Michael Nagula und Manfred Riepe, umfassen zahlreiche Beiträge und haben insgesamt 272 Seiten.
Manfred Riepe Bücher




Der große andere und der kleine Unterschied
- 430 Seiten
- 16 Lesestunden
Freuds Fallgeschichten bestätigen Lacans Diktum, dass das Unbewusste sprachlich strukturiert ist: Traumarbeit, Witz und Symptom sind metaphorischer Natur. Eine sprachliche Konzeption von Geschlechtlichkeit jenseits der anatomisch vorgegebenen Differenz muss sich deshalb zwangsläufig der Mehrdeutigkeit öffnen. In einer Engführung Freuds mit Lacan und Saussure ebnet das Buch den Weg einer Linguistik der Mehrdeutigkeit, die der metaphorischen Unterwanderung auch unserer alltäglichsten Sprechakte nachgeht.
Intensivstation Sehnsucht
Blühende Geheimnisse im Kino Pedro Almodóvars. Psychoanalytische Streifzüge am Rande des Nervenzusammenbruchs
Lesbische Nonnen spritzen Heroin, geschrumpfte Liebhaber leben im Exil einer Damenhandtasche, und Frauen entpuppen sich als Männer, die Frauen imitieren - Pedro Almodóvars Gratwanderungen zwischen Travestie und Tragik, Komödie und Melodram, Kitsch und Kunst haben eines gemeinsam: Verschachtelte Erzählungen entführen den Zuschauer in ein »Labyrinth der Leidenschaften«. Wegweiser in diesem Labyrinth ist die Psychoanalyse: Ohne Almodóvar auf die Couch zu legen, zeigt der Autor vom frühen Undergroundfilm über das oscarprämierte späte Werk bis hin zum neuen Film »La mala educación« (»Schlechte Erziehung«), dass »am Rande des Nervenzusammenbruchs« und am »anderen Schauplatz« Freuds die gleiche Sprache gesprochen wird.
Intensives Nachdenken führt zur Detonation der Schädeldecke. Kopfzerbrechen buchstäblich. Schreibmaschinen entpuppen sich als sprechende Käfer. Drogenabhängige Gynäkologen feiern einen dreifachen Uterus-Ausgang als Kunstwerk der Natur: Die abseitigen, nach trash klingenden Phantasien des kanadischen Regisseurs David Cronenberg (u. a. »Naked Lunch«, »eXistenZ«) sind ein kalkulierter Grenzgang zwischen Genre-Kino und Autorenfilm. Die hier unternommene Freud/Lacansche Lektüre der Cronenbergschen Bildwelten sucht nicht nach filmischen Illustrationen psychoanalytischer Thesen. Statt dessen wird der »organische Horror« des Kanadiers als filmisches Pendant zur Struktur des (Alp)Traums lesbar. Durch die fatale Optimierung des körperlichen Lustempfindens streng nach den Regeln der technischen Vernunft setzen Cronenbergs Protagonisten in der Nachfolge des mad scientists der Schauerromantik ein (a)sexuelles Genießen frei, das im Freudschen Sinn »Jenseits des Lustprinzips« angesiedelt ist. Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber so genau dann doch nicht, und schon gar nicht von David Cronenberg - davon handelt diese erste umfassende Werkanalyse, die auch seinen neuen Film »Spider« einschließt.