Die Apokalypse prägte die Buchkunst im Mittelalter wie kaum ein anderes Buch der Bibel. Das Christentum las die Johannes-Offenbarung als universalen Schlüsseltext, der Aufschluss über das bevorstehende Ende der Welt, den göttlichen Plan der Heilsgeschichte, die Rolle der Kirche und die Wege zur Errettung des Einzelnen versprach. Zur ›Enthüllung‹ seiner Offenbarung bediente sich Gott teils Furcht erregender, teils tröstlicher Visionsbilder. Die Buchkunst hat seit den Karolingern eine dichte Reihe bebilderter Apokalypsen hervorgebracht. Die Fülle der Miniaturen zeigt dieser prächtig bebilderte Band am Beispiel weltbekannter Handschriften. Die Bamberger Apokalypse ist ebenso darunter wie der Morgan Beatus, die Hamiltonbibel oder die Trinity-Apokalypse. David Ganz entschlüsselt den geheimnisvollen Bilderkosmos, erklärt theologischen Gehalt und kunsthistorische Bedeutung.
David Ganz Reihenfolge der Bücher






- 2016
- 2016
Hochmittelalterliche Evangeliare, spätmittelalterliche Diptychen und Andachtstriptychen, Renaissance-Retabel, Truhendeckel: Verschiedenste vormoderne Bildträger teilen die Eigenschaft der Klappbarkeit. Das Umwenden von Flügeln oder Seiten ermöglicht eine Abfolge mehrerer Anblicke. Wird ein solches Trägermedium regelmäßig in verschiedenen Zuständen betrachtet, beginnen die ›verborgenen‹ Bilder durch vorgelagerte Schichten ›durchzuschimmern‹. In sich bewegliche Bilder multiplizieren zudem mögliche Blick- und Personenrelationen. Die Autoren diskutieren die dynamischen Potentiale des Auf- und Zuklappens erstmals an einem breiten Spektrum von Medien und zeigen, wie gezielt vormoderne Künstler dieses Prinzip in ihre Gestaltung einbezogen.
- 2015
Buch-Gewänder
- 368 Seiten
- 13 Lesestunden
David Ganz beschäftigt sich in seiner Studie mit der beispiellosen Aufwertung der Buchhülle im Mittelalter. Die kostbar leuchtenden Oberflächen aus Elfenbein, Gold und Seide unterstreichen den Status der Bücher als materielle Objekte. Zugleich ist die Außenseite ein Ort, an dem eine Überblendung mit Bildern möglich ist. Die Studie zeigt die vestimentären Qualitäten der Prachteinbände: Ihre Rolle ist die eines Gewandes, das die Heiligkeit der Bücher und ihr sakramentales Corpus zum Vorschein bringt. Prominente Fallbeispiele wie das Evangeliar der Königin Theodelinda oder der Buchkasten des Uta Codex verdeutlichen, wie die Prachteinbände zum Bindeglied zwischen sichtbarer Materialität des Geschriebenen und unsichtbarer Präsenz des Numinosen werden. Damit wirft die Geschichte der Buchhüllen, die David Ganz in diesem Band nachzeichnet, ein Schlaglicht auf das ikonische Potential von Büchern überhaupt.
- 2011
Sehen und Sakralität in der Vormoderne
- 309 Seiten
- 11 Lesestunden
Das Verhältnis von Mensch und Gott, von Diesseits und Jenseits, von Profan und Sakral wird stets über Sehmodelle definiert. Im Zentrum des Bandes steht die Frage, welchen Anteil die Bildmedien der Vormoderne an der Prägung religiöser Blickformen haben.
- 2010
Das Bild im Plural
- 390 Seiten
- 14 Lesestunden
Zyklus, Bildsequenz oder bewegliches Flügelbild, begehbarer Bilderraum, Bilderserie oder Collage – die Bildkulturen der Vormoderne und der Moderne sind von pluralen Bildformen geprägt. Die Autoren gehen zahlreichen Spielarten des 'Bildes im Plural' nach und eröffnen so eine neue Dimension des Sehens und Verstehens von Bildern. Unkontrollierbare Bilderfluten – isolierte Meisterwerke. In diesem Dilemma bewegt sich die heutige Kultur. Dabei bleibt eine dritte Form des Umgangs mit Bildern meist ausgeblendet, die des mehrteiligen oder pluralen Bildes: Mehrere Bilder werden so zu einer Einheit verknüpft, dass die Bildform als Ganzes eine neue Bedeutungsebene hervorbringt. Wer an Kunst denkt, hat meist das durch Einzigartigkeit und unvergleichliche Qualität ausgezeichnete 'Meisterwerk' als Solitär vor Augen. Auch Kunstgeschichte und Bildwissenschaft haben den Kult des Einzelbildes lange weitergeführt. Dabei haben sie oft nicht berücksichtigt, welche zentrale Rolle die pluralen Bildformen in den Bildkulturen der Vormoderne wie der Moderne spielen. Zu diesen Konstellationen des Bildes im Plural zählen auch unterschiedliche Spielarten des hyperimage, der nachträglichen Montage getrennt produzierter Bilder, wie sie im Kontext von Sammlungen, Museen und Ausstellungen oder im Bereich didaktischer und wissenschaftlicher Bildpraxis anzutreffen sind.
- 2008
Medien der Offenbarung
- 436 Seiten
- 16 Lesestunden
Das Christentum ist im Mittelalter auf visuelle Medien angewiesen, um Einblicke in das Unsichtbare zu gewähren. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Vision, die in materielle Bilder übertragen werden muss, um einem breiteren Publikum zugänglich zu sein. Die Möglichkeit, das Unsichtbare zu sehen, wird im Mittelalter intensiv reflektiert, und Werke der Bildkunst tragen zu diesem Diskurs bei. Anders als in der Neuzeit geht es nicht darum, Visionen mimetisch zu simulieren. Vielmehr bieten die Bilder Lagepläne, die verschiedenen Arten des Sehens spezifische Orte innerhalb der Bildstruktur zuweisen: äußere Wahrnehmung, innere Schau und das durch menschliches Sehen hindurchsehende Auge Gottes werden durch Grenzziehungen definiert. Das Buch beleuchtet drei mediale Konstellationen, die die Geschichte der Visionsdarstellung zwischen Früh- und Spätmittelalter prägen: die Vision als Schrift-Bild, die Vision als Innen-Raum und die Vision als Körper-Zeichen. Diese Darstellungen bieten wertvolle Einblicke in die Bedeutung bildgestützter Kommunikation innerhalb einer (angeblichen) „Schriftreligion“ und fördern das Verständnis einer Vorgeschichte offener Bild- und Medienkonzepte, die das auf Mimesis basierende Staffeleibild der Neuzeit ablösen.
- 2004
Rahmen-Diskurse
Kultbilder im konfessionellen Zeitalter
Im Kontext der frühneuzeitlichen Konfessionalisierung wurde die visuelle, schriftgeleitete und rituelle Präsenz des Göttlichen intensiv diskutiert, was zu verschiedenen Bildmodellen und künstlerischen Positionen führte. Mit dem Beginn der Frühen Neuzeit schien das verehrte Bild als Kommunikationsmedium überwunden, doch im Zeitalter der Konfessionalisierung erlebte die Kultbildpraxis eine bemerkenswerte Wiederbelebung, trotz der Herausforderungen durch Bilderstreit und Bildersturm. Die Autorinnen und Autoren untersuchen die Gründe für diese Entwicklung und beleuchten das Wechselspiel zwischen den Bildern und den sie umgebenden zeitgenössischen Diskursen. Themen umfassen Kultbilder im konfessionellen Zeitalter, katholische Bildgeschenke im reformatorischen Straßburg, die Funktion des Gnadenbildes in der barocken Volksfrömmigkeit, Wallfahrtsbilder und deren Rezeptionsvorgaben in nachtridentinischem Rom. Weitere Aspekte sind der Übergang vom Kunstbild zum Kultbild, klösterliche Besitzansprüche, die Rolle von Filippo Neri und exemplarisches Leiden im Bildgebet. Auch die Marienbilder im nachreformatorischen Basel werden behandelt, ergänzt durch ein Nachwort, das die Thematik abrundet.
- 2003
Der Band behandelt die Innenräume der bedeutendsten Kirchen Roms, darunter Il Gesu, S. Andrea della Valle, S. Ignatio, S. Andrea al Quirinale und Chiesa Nuova, veranschaulicht anhand von eigens für den Band angefertigen Abbildungen. Die Barockkirchen Roms gehören zu den großartigsten Schöpfungen ihrer Epoche. Zwischen dem ausgehenden 16. und beginnenden 18. Jahrhundert wurden im Zentrum vieler römischer Kirchen Bildprogramme monumentaler Dimensionen geschaffen. Die Medien, die dabei zum Einsatz kamen, waren überaus mannigfaltig: Fresken, Stuckaturen, Tafelgemälde, Marmorskulpturen und Holzdecken wurden in unterschiedlichen Kombinationen zu großen Ensembles zusammengefügt. Dabei gingen die Bilder eine so enge Verzahnung mit der Architektur ein, dass der gesamte Innenraum zwischen Haupteingang und Hauptaltar in ein qualitativ Anderes transformiert wurde: ein komplexes Zusammenspiel von Fiktions- und Aktionssphären entstand, das hier als „Bilderbau” bezeichnet werden soll.
- 1990
Das Buch bietet eine neue Untersuchung der monastischen Kultur der Karolingerzeit. Ihre Tragweite wird bei der Behandlung der Themen und Inhalte der Handschriften aus der Bibliothek von Corbie deutlich. Mit der Geschichte der Abtei, ihrer Missionstätigkeit und den entscheidenden Veränderungen der karolingischen Kultur ist auch die Entwicklung des Skriptoriums von Corbie verbunden. Durch ein genaues Studium der Notizen und Randbemerkungen erfahren wir, wie die Handschriften in Corbie gelesen und benutzt wurden. Patristische und klassische Zitate in den Schriften der Autoren, die in Corbie gearbeitet haben, verdeutlichen, auf welche Art und Weise Anspielungen und Änderungen zu charakteristischen Bestandteilen jener Kultur wurden und welche Mittel sie zu ihrer Bewertung bieten. Die Untersuchung endet mit einer detaillierten Beschreibung aller erhaltenen Handschriften der einstigen karolingischen Bibliothek von Corbie. Ein Register erschließt das Werk.