English summary: In a pluralistic secular society, expressions of vernacular or traditional religion compete with occultism, satanism, and a broad market of psychological offerings. This anthology analyzes the co-existence of various models of religion, characterized by syncretism, suspicion, prevention, dialogue, and tolerance. german description: Die Beitrage dieses Bandes untersuchen die in der Offentlichkeit wahrgenommene religiose Vielfalt und ihre Konsequenzen fur das christliche Zeugnis. Religion im Kontext der Individualisierung und Sakularisierung manifestiert sich nicht selten als Religiositat neben den Kirchen, dabei sind Anleihen an andere Religionen (Seelenwanderung, Karma) oder an parapsychologische Phanomene nicht erst typisch fur das 20. Jahrhundert. Psychomarkt, Esoterik, Satanismus entwickeln Anziehungskraft - nicht nur fur Jugendliche -, aber neben der Pravention von Abhangigkeiten steht die Dialogbereitschaft mit fruher als Sekten bezeichneten Gemeinschaften. Die verfassungsmaaige Verankerung der Religionsfreiheit (auch in der DDR) und der religiosen Unterweisung wird im Umgang mit neuen (Jehovas Zeugen) oder traditionellen Religionsgemeinschaften (Islam) auf die Probe gestellt. Die haufig verklart dargestellte Toleranz im Viel-Religionen-Staat Indien muss im Hinblick auf das Verhaltnis von Religion und Nationalismus kritisch gepruft werden.
Michael Bergunder Bücher


Die Frage nach der Geschichte beinhaltete zu allen Zeiten auch die Frage nach der eigenen Identität. Während der britischen Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert begründeten westliche Indologen und christliche Missionare unter Beteiligung Gelehrter der traditionellen einheimischen Wissenssysteme eine südasiatische Geschichtsschreibung, in der die Südasiaten als die Nachkommen unterschiedlicher Völker (insbesondere Arier und Draviden) betrachtet wurden. Diese orientalistischen Geschichtstheorien über Ereignisse, die tausende Jahre zurücklagen, fanden unter unterschiedlichen Vorzeichen Eingang in den politischen Diskurs, und in der Folgezeit wurden diese Projektionen in hohem Maße Bestandteil des Selbstverständnisses verschiedenster politischer Bewegungen und Parteien moderner südasiatischer Staaten. Heute mündet in Südasien fast jede Diskussion über die Vor- und Frühgeschichte beinahe automatisch in eine Debatte um soziale und politische Machtinteressen. In jüngster Zeit sind es vor allem sogenannte hindu-nationalistische Kreise, die ihre politische Legitimation aus der Vorgeschichte zu ziehen versuchen. Der vorliegende Band leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Aufhellung der geistigen Hintergründe des im deutschsprachigen Raum immer noch wenig verstandenen Phänomens des Hindu-Nationalismus.