Hubert Sowa Bücher






Das vorliegende Buch ist die erste systematische Darstellung der Didaktik der räumlichen Gestaltung seit vielen Jahrzehnten. Die komplexen Vorstellungs- und Könnensstrukturen der wichtigsten Domänen des körperhaft-räumlichen Gestaltens werden in vier kunstdidaktischen Beispielfeldern dargestellt: plastisches Formen, skulpturale Verfahren, konstruktives Bauen und Montieren, keramisches und textiles räumliches Gestalten. Dabei werden auf jede Domäne bezogen die je spezifischen Vorstellungs- und Darstellungsstrukturen und die daraus abgeleiteten didaktischen Strukturen aufgezeigt. In neuen und wegweisenden Unterrichts- und Lernforschungen werden Erkenntnisse vermittelt, die die bisher nur relativ ungenauen kunstpädagogischen Vorstellungen von den Lernwegen des körperhaft-räumlichen Darstellens erheblich verbreitern und vertiefen. Zusammen mit dem interdisziplinär angelegten Vorgängerband ist ein Kompendium heutiger Gestaltungsdidaktik im dreidimensionalen Bereich entstanden, das auch Brücken schlägt zwischen den freien und angewandten Künsten.
Das Fach „Kunst“ im heutigen Bildungssystem wurzelt in der langen Tradition der europäischen Künste/TECHNAI/artes und ihrer Lehre. Im Rückgang auf deren komplexe Systematik macht das vorliegende Buch überraschende Kontinuitäten sichtbar, aber auch Missverständnisse, die sich in Neuzeit und Moderne ergeben haben: einerseits durch die z. T. negativen geschichtlichen Erfahrungen mit „Technik“ und „Technologie“, andererseits durch das verengte ästhetische Verständnis von „Kunst“. Die rekonstruierende Erinnerung an das vollständige System der TECHNE/ars/Kunst macht deutlich, dass diese als universelles Prinzip maßgeblich ist für das Grundverständnis von Produktion, Rezeption, Lehren und Lernen in der europäischen Kunst und Kultur. Deren Grundsätze sind: - Handelnkönnen - Herstellenkönnen - Gebrauchenkönnen - Betrachten- und Verstehenkönnen - Lehrenkönnen - Lernenkönnen Bestärkend und korrigierend ist das nicht nur für die heutige Kunstpädagogik und ihr Kunstverständnis, sondern auch für das Verständnis der Didaktik im Allgemeinen: Auch die heutige „Didaktik“ ist ein Abkömmling der alten Kunstlehre. Das Buch ist ein Plädoyer für die Fachlichkeit der Fächer im System der allgemeinen Bildung: „Können“ und „Lehren-Können“ sind ohne Fachbezug und Fachlichkeit nicht möglich. Der vorliegende Teil I der Untersuchung gilt dem antiken TECHNE-Begriff mit seiner Wurzel im „Können“ und „Vollbringen“. Der später erscheinende zweite Teil wird den Zusammenhang zwischen der TECHNE und ihrer Lehre darstellen, der dritte Teil den Zusammenhang von TECHNE, Pädagogik, Didaktik und Bildung, namentlich in der Kunstpädagogik und ihrer Didaktik.
Gemeinsam vorstellen lernen
Theorie und Didaktik der kooperativen Verstellungsbildung
Vorstellungen sind flüchtig, vage und schwer zu fassen. Sie schwanken zwischen der Beharrlichkeit von Gewohnheiten und der Unberechenbarkeit störender Ereignisse. Trotz ihrer scheinbaren Privatheit und Unzuverlässigkeit strebt die Pädagogik an, die Vorstellungen von Lernenden gezielt zu verändern. Das Buch präsentiert die theoretischen Grundlagen und praktischen Ansätze einer Didaktik der Vorstellungsbildung. Es wird aufgezeigt, dass Vorstellungen nicht privat sind, sondern Resonanzphänomene, die auf Empathie, Kooperation und Gemeinsinn basieren. Diese Aspekte sind wertvolle Ressourcen für Pädagogik und Didaktik und können durch die Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden nachhaltig verändert werden. Die didaktische Konzeption der kooperativen Vorstellungsbildung stellt sich gegen aktuelle Ideologien des „individualisierten“ Lernens und fördert eine Lernkultur, die Resonanz und Gemeinsinn betont. Anhand von Beispielen wird erläutert, wie Wahrnehmungen und Vorstellungen in gemeinsamer Aufmerksamkeit verhandelt werden müssen. Das Buch ist anschaulich und praktisch, regt zur Reflexion über die Vorstellungbildung an und spricht ein breites Publikum an – von Philosophen über Pädagogen bis hin zu Praktikern. Es ist ein zugängliches Werk, das in viele Hände gehört und zum Nachdenken über die eigene Vorstellungbildung anregt.
Im Vergleich zu Wahrnehmungsfähigkeit und klarem Denken scheint 'Phantasie' oft als weniger greifbares Bildungsziel. Sie wird häufig mit Spiel, Kunst und Kindheit assoziiert, während 'harte' Bildungsziele im Vordergrund stehen. Das vorliegende Buch bietet eine neue Perspektive, indem es die zentrale Rolle der Imagination in Wahrnehmungs-, Denk-, Darstellungs-, Gestaltungs-, Sprech-, Verstehens- und Handlungsprozessen aufzeigt, gestützt auf zahlreiche Bezugswissenschaften. Die Forschungsstudien belegen die Schlüsselstellung der Imagination für die Bildung anhand vielfältiger Beispiele und zeigen, dass Bildungsprozesse im Bereich des imaginativen Denkens empirisch nachweisbar und didaktisch beeinflussbar sind. Imagination wird als Dreh- und Angelpunkt für Lernen, Verstehen, Wissen und Können betrachtet, wodurch sie in den Mittelpunkt pädagogischer und didaktischer Theorien rückt. Dies betrifft insbesondere das kunstpädagogische Feld, wo die Studien eine Verschiebung von 'ästhetischer' zu 'imaginativer' Bildung nahelegen. Diese Veränderung hat auch Auswirkungen auf andere erziehungswissenschaftliche Bereiche, in denen 'Lernen' unter dem Aspekt der 'Bildung der Imagination' präziser und möglicherweise anders verstanden werden könnte.