»So wahr es ist, daß man den Antisemitismus nur aus unserer Gesellschaft heraus verstehen kann, so wahr scheint mir zu werden, daß heute die Gesellschaft selbst nur durch den Antisemitismus richtig verstanden werden kann.« Max Horkheimer, Brief an Harold LaskiDer moderne Antisemitismus, der in Auschwitz mündete, hält sich noch lange nach seinem vermeintlichen Tod am Leben. Die Theoretiker des ins Exil gezwungenen Frankfurter Instituts für Sozialforschung haben seinen gesellschaftlichen Ursprüngen und seiner politisch-psychologischen Dynamik einen beachtlichen Teil ihrer Forschung gewidmet. In dieser Untersuchung erfahren die Analysen Theodor W. Adornos, Max Horkheimers und Leo Löwenthals erstmals eine systematische Aufarbeitung. Dabei wird das Augenmerk auch auf bisher kaum beachtete Arbeiten gerichtet. Durch die Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie werden Elemente einer gegenwärtigen Theorie über den Post-Holocaust-Antisemitismus in Deutschland entworfen, die neueste Studien integriert und heutige politische Tendenzen reflektiert.
Lars Rensmann Bücher



Autoritarismus und Demokratie
- 344 Seiten
- 13 Lesestunden
Die Untersuchung der politischen Ordnungsformen in der globalisierten Moderne erfolgt aus zwei Perspektiven: der normativen und politischen Theorie sowie der empirischen, vergleichenden politischen Kulturforschung. Klassische Werke der modernen politischen Theorie, von Hannah Arendt über die Frankfurter Schule bis Carl Schmitt, werden rekonstruiert und hinsichtlich ihrer aktuellen Relevanz diskutiert. Zudem werden neuere Theorien, wie die von Jürgen Habermas, Axel Honneth und John Rawls, in die Debatte einbezogen. Die Autoren erweitern den Begriff von demokratischer und autoritärer Staatlichkeit und plädieren für eine sozialwissenschaftlich fundierte Theoriebildung. Diese wird durch exemplarische Analysen politischer Phänomene in Deutschland, Europa sowie im Kontext des Balkan-Konflikts und des Nahen Ostens konkretisiert. Die Fallanalysen fördern eine kritische Forschung zum politischen Autoritarismus und decken spezifische Demokratisierungspotenziale auf. Vor diesem Hintergrund wird für eine kosmopolitische politische Theorie geworben, die sich an Maximen sozialer Gerechtigkeit orientiert und eine reflexive Demokratisierung der modernen Weltgesellschaft „von unten“ anstrebt.
Feindbild Judentum
- 512 Seiten
- 18 Lesestunden
Gibt es einen „neuen Antisemitismus“ in Europas Demokratien? Entgegen dem Trend der Nachkriegsentwicklung verweisen empirische Erhebungen auf eine Zunahme antisemitischer Vorurteile auch bei jungen Menschen. Und es lässt sich eine immer größere Bereitschaft belegen, antijüdische Ressentiments öffentlich zu äußern. Zudem ist die Zahl antisemitischer Straftaten seit der Jahrtausendwende in fast ganz Europa gestiegen. Der Band versucht diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Er versammelt ein breites Spektrum internationaler Politik- und Sozialwissenschaftler, die das Problem in zwölf Länderstudien sowie in vergleichenden Untersuchungen erstmals im europäischen Kontext analysieren. Die vorliegenden Befunde liefern ein umfassendes Bild von Form und Ausmaß des Antisemitismus in Europa. Sie zeigen, dass sich antijüdische Feindbilder einerseits als erstaunlich beharrlich erwiesen und andererseits in jüngster Zeit neue Schübe erhalten haben.