Algorithmen & Zeichen
Beiträge von Frieder Nake zur Gegenwart des Computers
Beiträge von Frieder Nake zur Gegenwart des Computers
Die Auseinandersetzung mit Digitalität gehört zu den dringlichsten Herausforderungen der Gegenwart. Die zunehmende Bedeutung und Ausbreitung von Computertechnologie fordert nicht nur Gesellschaften und Individuen heraus – diese Entwicklung setzt auch das Konzept der Digitalität unter Druck, das die Gesamtheit und Eigenart der Bedingungen und Folgen elektronischer Digitalcomputer (in all ihren Formen) zu fassen versucht. Gerade weil jedoch Digitalität alltäglich ist, sollte es ihre Kritik, ihre Analyse und Beurteilung, auch sein. Wie kann eine Analyse sowohl grundsätzlichen Charakteristika als auch sich wandelnden konkreten Formen, Infrastrukturen und Praktiken gerecht werden? Wie prägen die Entwicklungen einer Digitalisierung, die Formen von Vernetzung, Einbettung und Autonomisierung programmatisch umfasst, Medien, Kulturen und Gesellschaften? Wie verhalten sich „künstliche Intelligenz“ und „algorithmische Regierung“ zueinander, wie passt die Immaterialität "des Digitalen" zur Materialität der Computer? Wie vermittelt sich der im Wandel begriffene Status und Wirkungsbereich dieser Technik? Dieser Band führt in laufende Debatten ein und entwickelt einen eigenen Ansatz zur Kritik der Digitalität, der nach Formen von Interfaces und Prozessen des Leitens fragt.
Anordnungen des Computers
Die Gegenwart des Computers ist grundsätzlich mit Regulierungsansprüchen und Fragen der Verfügung verbunden – mit dem Wunsch nach und der Angst vor Kontrolle. Was sind das für Formen des Verfügens? In welchem Verhältnis stehen Erscheinungsformen und Bedingungen des Computers? Wie vermitteln Interfaces – Schnittstellen zwischen Hardware, Software, Mensch und Ding – unsere Beziehung zum Computer als Medium und Machtmaschine? Was für Welt- und Leitbilder inszenieren alltägliche Gebrauchsoberflächen zum „Tippen, Wischen, Drücken, Klicken“? Was tragen aktuelle Debatten um „Industrie 4.0“, „Ubiquitous Computing“ und die „Post-Snowden-Ära“ dazu bei?
In den Kommentaren und Bildern zu der seit 2007 anhaltenden Krise des Kapitalismus dominieren Vorstellungen eines Niedergangs, der an Naturkatastrophen erinnert. Gleichzeitig häufen sich Endzeitphantasien in diversen medialen Inszenierungen, und insbesondere der Katastrophenfilm feiert eine spektakuläre Renaissance. Das Buch untersucht die Beziehung der Untergangsvisionen in der zeitgenössischen Popkultur und den laufenden Debatten zur ökonomischen Krise. Dominante Fiktionen werden dabei auch vor dem Hintergrund der 1970er Jahre analysiert, die nicht nur die letzte Hochzeit des Katastrophenfilms hervorgebracht haben, sondern zugleich eine Blüte der Verschwörungsphantasien. Wie Desaster und Konspiration zusammenfinden, prägt das gegenwärtige Verhältnis der Film- und Ökonomie-Katastrophen. Mit Macht stellt sich dabei die Frage: Ist ein Jenseits des Untergangs vorstellbar?
Die Einführung der DVD hat der Filmindustrie weltweit nicht nur neue Märkte gesichert, sondern auch radikale Veränderungen der Erscheinungs- und Rezeptionsformen von Film nach sich gezogen. DVD & Blu-ray bewegen sich mit ihren Möglichkeiten und Bedingungen in einem faszinierenden Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen medienhistorische Traditionen, etablierte Konzepte und Nutzungsweisen des Films, auf der anderen Seite der Komplex der Digitalisierung, zu dem sowohl neuere Medien wie z. B. Computerspiele als auch Prinzipien und Mythen um Flexibilität, Mobilität und Interaktivität zählen. Ausgehend von der Geschichte der DVD verfolgt dieses Buch die diversen Features und Angebote und untersucht die filmhistorischen, technischen und soziokulturellen Hintergründe ihres Erfolges. Damit steht unweigerlich Grundsätzliches zur Diskussion: die Frage, was Film und was „das Digitale“ eigentlich ausmacht. Film-, medien- und machttheoretische Fragen zum Dispositiv der DVD & Blu-ray führen zu spannenden Beziehungen zwischen Ästhetik, Technik, Kultur und neoliberaler Ökonomie - zum Film unter dem Druck der Flexibilisierung. Als erste deutschsprachige Monografie zum Thema erscheint „Das flexible Kino“ zum 15. Geburtstag der DVD im März 2012.
3D ist derzeit nicht nur im Kino en vogue - der Hype um die dritte Dimension hat längst auch die diversen Monitore des Home Entertainment erreicht. Dieser Band widmet sich dem Comeback jener ›neuen alten Technik‹. Aus unterschiedlichen Perspektiven nehmen die Beiträge ästhetische und technische Entwicklungen, Versprechungen und Inszenierungsstrategien zum Anlass, um u. a. die Geschichte des 3D-Films zu rekapitulieren, das Verhältnis von Spektakel und Narration zu untersuchen, nach der Gestaltung der neuen Bilderräume zu fragen, das Spannungsverhältnis zwischen Bildfläche und Raumkörper zu erörtern, die Beziehungen zwischen Technik, Ökonomie und (Kontroll-)Gesellschaft in den Blick zu nehmen sowie einzelne 3D-Filme in Fallstudien zu analysieren.
Perspektiven des Computerspiels
Das Computerspiel als genuin neues Medium fordert ein Denken fernab der bisherigen disziplinären Einschränkungen. Statt es unter bereits erforschte mediale Anordnungen wie Narration, Spiel oder Film zu subsumieren, untersuchen die Beiträge dieses Bandes die dem Computerspiel eigene Rationalität, seine Involvierung der »User_innen«, seine spezifischen Effekte sowie insbesondere seinen visuellen Charakter. Verschiedene Perspektiven eröffnen dabei neue Spannungsfelder zwischen der »Bildlichkeit« des Computerspiels und dem »virtuellen Grafikraum«, zwischen seiner entscheidungslogischen Struktur und seinen Unentscheidbarkeiten, zwischen Bedienungs- und Rezeptionsbedingungen.
Die Komödie, eines der lebendigsten, zugleich in der Filmpublizistik am wenigsten beachteten Genres, gehörte zu den wichtigsten, ebenso umstrittensten Zweigen der Filmindustrie der Weimarer Republik. Bereits Ende der 1910er Jahre konnte die Filmkomödie auf eine eigene Tradition zurückblicken, und auch im NS-Staat bildete das Lustspiel einen Grundpfeiler des populären deutschen Films. Ihr letzter Höhepunkt am Vorabend der NS-Zeit, markiert durch Titel wie „Die Drei von der Tankstelle“ oder „Der Kongreß tanzt“, bedeutete nochmals die Hochphase jener Filmschaffenden, die in Nazi-Deutschland Opfer des Antisemitismus wurden. Die Geschichte der deutschsprachigen Komödie wurde gerade von jüdischen Künstlern und Künstlerinnen geschrieben. Namen wie Ernst Lubitsch, Curt Bois, Paul Morgan, Franziska Gaál, Siegfried Arno, Blandine Ebinger, Reinhold Schünzel, Trude Berliner, Felix Bressart und Kurt Gerron stehen dafür. Der Band untersucht die Entwicklung der Komik im deutschen Film vor 1945 und schenkt dabei der Rolle der jüdischen Komödianten besondere Aufmerksamkeit. Die bewusst auf Kontexte und Vergleiche ausgerichteten Beiträge fragen u. a. nach Traditionen, Spielformen, Rollenbildern und der Konstruktion des „jüdischen Humors“ sowie nach den Strategien der Verfolgung durch die Nazis.
Mehrsprachen-Versionen der 1930er Jahre
Mit dem Aufkommen des Tonfilms eröffnete sich der Filmindustrie eine neue Welt, während gleichzeitig neue Probleme entstanden: Der europäische Filmmarkt zersplitterte entlang seiner Sprachgrenzen. Eine interessante Strategie der Produzenten, diese Barrieren zu überwinden, waren die Mehrsprachen-Versionen (MLV), die mit unterschiedlichen Stars für nationale Märkte produziert wurden. Zu den Klassikern, die als MLV entstanden, zählen Filme wie Fritz Langs „M“, G. W. Pabsts „Die 3-Groschen-Oper“ und Josef von Sternbergs “Der blaue Engel“. Das lange vernachlässigte Thema der MLV erfordert eine Auseinandersetzung mit transnationalen Produktionsstrategien und nationalen Spezifika. Der Text verfolgt die Hintergründe und Konsequenzen dieser Strategie und zeigt, wie MLVs entstanden und schließlich von der Synchronisation verdrängt wurden. Angesichts des Wachstums des europäischen Binnenmarktes und der Debatten um Globalisierung gewinnt das Phänomen der MLVs neue Relevanz, da sie über Genre- und Landesgrenzen hinweg ihr Publikum suchten. Der Band basiert auf Vorträgen des 18. Internationalen Filmhistorischen Kongresses 2005 in Hamburg zum Thema „Mehrsprachen-Versionen“ und wird durch zusätzliche Materialien sowie einen filmografischen Anhang ergänzt.
Oliver Stone, seine Filme und die Werkgeschichtsschreibung
Der Autor lebt. Fast 40 Jahre, nachdem Roland Barthes den „Tod des Autors“ und Michel Foucault sein „Verschwinden“ proklamiert hatten, kann davon für die öffentliche Wahrnehmung von Filmen keine Rede sein. Noch immer spielt der Regisseur als auteur, als machtvoller, ultimativer Schöpfer der Filmbedeutung, in der Filmwissenschaft, der -kritik und der -vermarktung eine wichtige Rolle. Gerade die Werkanalyse scheint ohne ihn nicht auskommen zu können - trotz der Einsprüche, die dagegen geltend gemacht wurden. Der Band rekapituliert den Verlauf und die Widersprüche im Diskurs um den Filmregisseur als Autor-Instanz bis heute und entwickelt daraus eine neue Form der Werkanalyse. Am Beispiel des Hollywood-Regisseurs und mehrfachen Oscar-Preisträgers Oliver Stone zeigt die kontextorientierte Werkanalyse, wie das Oeuvre eines Regie-Stars untersucht und gewürdigt werden kann, ohne den Regisseur als Bedeutungszentrum zu installieren. Anstelle des Nachzeichnens auktorialer Intentionen geht es dieser Werkgeschichtsschreibung um filmhistorische, kulturelle und zeitgeschichtliche Kontexte. So bietet das Buch sowohl eine filmtheoretische Abhandlung über das Konzept des Autors als auch eine komplette Werkmonografie zu Stone, in der alle Filme des Regisseurs einer ausführlichen Analyse unterzogen werden: von „Platoon“ über „JFK - Tatort Dallas“ bis zu seinem Epos „Alexander“.