Wer sich für germanistische Edition interessiert, wird irgendwann die von Norbert v. Hellingrath herausgegebene Hölderlin-Ausgabe in der Hand gehabt haben. Die Bände wurden von Paul Renner gestaltet, einem Pionier moderner Typographie in Deutschland, dessen Einfluss bis in die 1970er Jahre spürbar war. Die Ausstattung und Typographie dieser Edition waren für die damalige Zeit außergewöhnlich, und die detaillierte Apparatdarstellung setzte Maßstäbe, die andere Ausgaben in den Schatten stellten. Renner wurde 1910 Mitglied des Deutschen Werkbunds und lehrte ab 1925 an der Frankfurter Kunstschule, bevor er 1926 die Leitung der Graphischen Berufsschule in München übernahm. 1924 begann er mit der Entwicklung der berühmten Futura-Schrift. Renner kritisierte scharf die Kulturpolitik der Nazis und stellte sich gegen antisemitische und antikommunistische Ressentiments. Sein Buch ›Kulturbolschewismus?‹, das 1932 in Deutschland nicht veröffentlicht werden konnte, erschien in Zürich und verteidigte die Moderne in Architektur und Kunst. Es ist ein zentrales Dokument, das klarstellt, dass ›deutsch‹ nichts mit Rasse zu tun hat. Nach der Veröffentlichung wurde Renner zum Ziel öffentlichen Hasses, und im April 1933 wurde er inhaftiert.
Paul Renner Bücher





mechanisierte grafik
Schrift Typo Foto Film Farbe
The Hell Fire Touring Club
- 307 Seiten
- 11 Lesestunden
The Hell Fire Touring Club ist die Realisierung einer literarischen Fiktion. Der österreichische Künstler Paul Renner begab sich zwei Jahre lang auf eine Pilgerschaft in neunzehn Stationen, um sich „vor den schillerndsten, von Kerzen erleuchteten Altären der größten Décadents der Geschichte niederzuwerfen“. Begleitet wurde er von Medlar Lucan und Durian Gray, den ehemaligen Betreibern des Edinburgher Restaurants `The Decadent, das nach vielen Skandalen und einer aufsehenerregenden Polizeirazzia 1994 geschlossen werden musste.