Dass der Alltag mit drei kleinen Kindern stressig sein kann, hat Lotte geahnt. Dass sie aber Prinzessinnen aus Kinderzimmern retten muss, mit Klopapier tapezierte Wände abschrubben darf, ertrinkenden Ratten zur Hilfe eilen und ehemaligen Doktorvätern die mutige Mutter-Stirn bieten muss, darauf hatte sie niemand vorbereitet. Und wie geht man mit diesen Herausforderungen am besten um? Wem klagt man sein tägliches, ödes, oft chaotisches Alltagsleid? Lotte fällt auf diese Frage nur eine Antwort ein: Amy! Amy muss sich ihre Klagen anhören! Das hat sie nun davon, dass sie nach Amerika ausgewandert ist. Und überhaupt: Wozu sonst hat man große Schwestern? Das perfekte Buch für Mütter, Nicht-Mütter und Mütter im Ruhestand.
Judith Reusch Reihenfolge der Bücher



- 2023
- 2018
Polen 1981: Ania ist acht Jahre alt, als sie morgens in ihrem Zuhause nur die Großmutter vorfindet. Ihre Mutter Teresa hat sie und ihre Schwester in Polen allein zurückgelassen und ist ihrem vorher geflohenen Ehemann nach Deutschland gefolgt. Ania bleibt bei ihren Großeltern und rettet sich in der folgenden, chaotischen Zeit in eine Welt der scheinbaren Ordnung, indem sie sich ein Buch der Wörter erstellt. Darin versucht sie, alle für sie nicht begreifbaren Begebenheiten wie in einem Lexikon aufzulisten und zu erklären. Die anfangs nur auf wenige Wochen hin geplante Trennung der Familie dauert fast ein Jahr an, da in der Zwischenzeit in Polen der Kriegszustand ausgerufen wird und alle Ausreisen damit verhindert werden. Als nach einem Jahr endlich auch beide Kinder außer Landes gelassen werden, gelangen sie in Deutschland in eine vollkommen neue Welt, in der das von Ania aufgesetzte Buch der Wörter keinen Nutzen mehr bringt, da dem kleinen Mädchen die polnische Sprache abhandenkommt. Alles ist anders, aus Ania ist eine Anna geworden, und diese muss neue Wörter lernen, ein neues Buch erstellen, in welchem sie die unbekannte Welt zu begreifen lernt. Die zwei Jahre im Leben Annas und ihrer Mutter spiegeln sich in kleinen, alltäglichen Details wiederum 35 Jahre später in einem einzigen Tag der Lektorin Thea wider, die diese Geschichte als Manuskript auf ihrem Schreibtisch vorfindet. Durch die Lektüre der gelungenen Integration Annas gelingt es Thea unbewusst, sich aus der eigenen, selbst erwählten Isolation zu befreien.
- 2004
Die Zeitstrukturen in den "Wahlverwandtschaften" werden in der Sekundärliteratur oft nur am Rande behandelt. Diese Arbeit fokussiert das gestörte Verhältnis der Protagonisten zur Zeit. Die Figuren vergessen die Zeit, verpassen entscheidende Momente und schaffen ihren eigenen Zeitablauf. Es lassen sich drei Zeitstrukturen identifizieren: die zyklische Zeit, der Zeitstillstand und das Vergessen der Zeit. Alle drei Formen sind Ausdruck einer Flucht aus dem linearen Zeitablauf. Die zyklische Zeit zeigt sich in Wiederholungen und knüpft an idyllische Muster an. Der Zeitstillstand wird durch tableaux vivants und Passagen im historischen Präsens belegt. Der Kampf der Protagonisten gegen die lineare Zeit kulminiert im Nachleben mythischer Vorbilder und dem Vergessen der linearen Zeit zugunsten einer vergangenen. Der nachgelebte Mythos ist nicht zufällig gewählt: Er symbolisiert den Konflikt der zweiten Göttergeneration gegen Chronos, den Gott der Zeit. Die Protagonisten zeigen in ihrem Handeln und ihren Attributen Ähnlichkeiten zu antiken Vorfahren, die sich gegen den Zeitgott auflehnen. Der Wechsel dieser Zeitstrukturen folgt einem symmetrischen Muster und offenbart weitere Geheimnisse des oft interpretierten Romans. Goethes Annahme, dass die Auseinandersetzung mit den "Wahlverwandtschaften" den Leser zu wiederholter Betrachtung anregen wird, findet hier erneut Bestätigung.