Didaktik in Modellen
Verstehen lehren - Lehren verstehen






Verstehen lehren - Lehren verstehen
Einführung mit zentralen Texten
Johann Friedrich Herbart hat das Verständnis von Pädagogik als Theorie und Praxis geprägt. Das Studienbuch bietet zentrale Texte Herbarts mit einleitenden Kommentaren und eine biographische Skizze zu Leben und Werk. Johann Friedrich Herbart (geboren 1776 in Oldenburg, gestorben 1841 in Göttingen) gehört zu den wirkungsmächtigen Pädagogen der Neuzeit. Anerkannt auch als Philosoph und als Psychologe, liegt der Schwerpunkt der Rezeption seines Werkes im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie der pädagogischen Theoriebildung. Seine bleibende Relevanz ist darin begründet, dass an seinem Werk die Grundlage pädagogischen Denkens und Handelns insgesamt studiert werden kann.
Das Buch entwickelt die wissenschaftlichen und praktischen Dimensionen der Didaktik - verstanden als Theorie über das Verhältnis von Lehren und Lernen - in einem systematischen Theoriegebäude, das nicht in den üblichen Grenzen des Schulunterrichts verbleibt, sondern Unterricht im vor-, nach- und außerschulischen Bereich einschließt. Aus dem Zusammenhang von Erziehung und Unterricht werden die Grundfragen der Allgemeinen Didaktik abgeleitet, deren Antworten unendlich vielgestaltig sind. Vor dem Hintergrund dieser Weite und Vielschichtigkeit der Didaktik als Lehr- und Forschungs-gebiet sowie unterrichtliches Handlungsfeld wird ein Überblick über Theorieebenen gegeben und exemplarisch auf praktische und wissenschaftliche Theorien eingegangen. Die Leser - insbesondere Studierende pädagogischer Berufe, Erziehungswissenschaftler, Fachdidaktikerinnen sowie professionell Lehrende - sind eingeladen, den systematischen Gedankengang für das eigene didaktische Denken und die Unterrichtsreflexionen kritisch zu verfolgen.
Die Beiträge der 7. Fachtagung der Internationalen Herbart-Gesellschaft, die hier dokumentiert sind, nehmen den Impuls auf, den Herbart mit seiner Forderung nach den „einheimischen Begriffen“ der Pädagogik setzte, und diskutieren die Bedeutung von erziehungswissenschaftlicher Fachsprache und Fachsystematik sowohl für ein reflektiertes pädagogisches Handeln als auch den konstruktiven disziplinären wie interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurs. Zugleich gab es auf der Konferenz eine Premiere: Erstmals vergab die Gesellschaft einen Nachwuchspreis. Die herausragenden Bewerberaufsätze finden sich als Preisschrift im Anhang dieses Tagungsbandes, die mit der Laudatio zum Siegerpreis eröffnet wird.
Rotraud Coriand behandelt die systematische Entfaltung der These, dass Unterricht eine besondere Form von Erziehung darstellt, der im weitesten Sinn die Aufgaben der Kulturüberlieferung und der Vorbereitung auf die Anforderung der Gestaltung menschlicher Daseinsbedingungen zukommen. Aus allgemeindidaktischer Perspektive eröffnet sich dabei ein Weg, der Erziehung durch Unterricht als Versuch versteht, Bildung in der klassischen Deutung von der Selbstbestimmung des Menschen zu ermöglichen, die sich auf der Verantwortung gegenüber anderen gründet. Demgemäß wird Unterricht zu einer Kultur des Lehrens und Lernens, die von der gegenseitigen Aufmerksamkeit der Unterrichtsakteure getragen ist. Die Lerner agieren nicht nur als einfach Zu-Belehrende, sondern als mitbestimmende Gestalter des Unterrichts. Die Förderung der didaktischen Kompetenz Lernender rückt in den Mittelpunkt didaktisch-pädagogischer Betrachtungen.
Im Zentrum der Vorlesungsreihe „Lietz-Lectures 2012“, einer Kooperation zwischen den Hermann-Lietz-Schulen und der Forschungsstelle „Pädagogische Reform“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena, standen die Reformbestrebungen Herbarts und seiner wissenschaftlichen Schule. Als Exempel für die differenzierten Positionen dieser pädagogischen Strömung einerseits und den sie einenden Reformanspruch der pädagogischen Professionalisierung andererseits wählte Rotraud Coriand das Gebiet der Allgemeinen Didaktik im Rahmen der Vorträge „Johann Friederich Herbart oder: Didaktik als Teil der Erziehungslehre“, „Karl Volkmar Stoy oder: Didaktik als Teil Pädagogischer Bildung“ und „Otto Willmann oder: Didaktik als Bildungswissenschaft“.
„Pädagogischer Herbartianismus“ lautet der Titel zweier Bände, die zusammen eine fachsystematische Bibliographie zur wissenschaftlichen Schule in der Nachfolge Johann Friedrich Herbarts bieten. Die hier vorgenommene Gliederung der herbartianischen Publikationen lehnt sich an die Entwürfe einer disziplinären Ordnung des pädagogischen Disziplinwissens an, die von den Herbartianern Karl Volkmar Stoy, Wilhelm Rein und Otto Willmann vorgelegt wurden. Damit gibt die Bibliographie erstmals einen detaillierten Überblick über die Breite der behandelten Themen und ermöglicht gleichzeitig einen Zugang zu den differenzierten Positionen des Pädagogischen Herbartianismus im deutschsprachigen Raum. Im ersten Band sind Veröffentlichungen zur Philosophischen Pädagogik erfasst und weiter ausdifferenziert. Der zweite Band enthält Publikationen zur Historischen und Praktischen Pädagogik sowie – auf einer Metaebene – fachsystematische Gesamtdarstellungen.
Die erste Ausgabe der Reihe „Aus dem Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Jena“ widmet sich den Traditionen in der Thüringer Bildungslandschaft. Anhand von Studien zu Weigel, Salzmann, Stoy, Rein und Petersen werden bedeutende, mit Thüringen und speziell Jena verbundene Reformbemühungen auf dem Gebiet von Erziehung und Bildung untersucht.