Melanie Arndt Bücher






Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl
(Ost-)Europäische Perspektiven
Als die Katastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 fast vergessen schien, ließen die Bilder der brennenden Reaktorgebäude im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi die Erinnerung an den sowjetischen Nuklearunfall wieder aufflammen. Hat Tschernobyl einen »anthropologischen Schock« ausgelöst, wie ihn Ulrich Beck unmittelbar nach der Katastrophe diagnostizierte? Und führt eine Nuklearkatastrophe tatsächlich zur Demokratisierung der Gesellschaft? Autorinnen und Autoren aus fünf verschiedenen Ländern ziehen 30 Jahre nach »Tschernobyl« Bilanz. Mit Beiträgen zu den Auswirkungen der Katastrophe in der Ukraine, Belarus, Polen, der Türkei, Frankreich und Japan.
„Tschernobyl“ ist zu einer vielfältigen Metapher geworden, die für eine tiefe Verunsicherung der Menschen steht. Es hat den Glauben an den technischen Fortschritt, die Beherrschbarkeit von Risikotechnologien und die relative Sicherheit des alltäglichen Lebens ausgehölt. „Tschernobyl“ steht für den „anthropologischen Schock“ (Ulrich Beck), die „Risikogesellschaft“ (Beck), das Atomzeitalter, Industrie- und Umweltkatastrophen, das Ende der Sowjetunion, Verstrahlung, „un-fassbares“ (im wörtlichsten Sinne) Leid, Angst, Behinderungen und Krankheit.
Tschernobyl – düstere Metapher für atomare Verseuchung, Krankheit, Tod und Angst. Nach 25 Jahren schien der erste „größte anzunehmende“ Atomunfall der Geschichte beinahe vergessen zu sein. Mit der Tragödie in Japan rücken die Folgen des „Super-GAU“ von Tschernobyl wieder ins Bewusstsein: Trotz Evakuierung weiter Landstriche leiden noch immer unzählige Menschen in der Ukraine und Weißrussland unter den Nachwirkungen der Strahlenbelastung. Zeitzeugen berichten, wie einschneidend die Reaktorkatastrophe ihren Alltag verändert hat. Ein Teil von ihnen hat sich entschieden, in der verstrahlten Region zu bleiben. Andere erzählen davon, wie sie mit Hilfe des Vereins „Heim-statt Tschernobyl“ nach Jahren der Resignation wieder Mut für einen Neuanfang in einer unverstrahlten Region gefunden haben. Das Lehmhausprojekt des deutschen Vereins in Weißrussland ist ein Beispiel für die zahlreichen Hilfsinitiativen, die Tschernobyl auch zum Symbol einer länderübergreifenden Solidaritätsbewegung gemacht haben.
Berlin spielte im Kalten Krieg durch seine geographische Lage und seinen politischen Status eine Sonderrolle. Melanie Arndt zeigt dies am Beispiel der Gesundheitspolitik der Jahre 1948 bis 1961. Im geteilten Berlin waren die Handlungsspielräume der gesundheitspolitischen Akteure maßgeblich durch die Systemkonkurrenz abgesteckt. Diese gewährte einerseits Freiräume, die es in den Bezugsstaaten DDR und Bundesrepublik schon nicht mehr gab, und schränkte andererseits die Weiterführung auch von gemeinsam begonnenen innovativen Projekten ein.
Biotechnologie in der Medizin
- 190 Seiten
- 7 Lesestunden