Der vorliegende Band zeichnet die Geschichte einer schulischen Reformbewegung nach, die seit etwa drei Jahrzehnten in Deutschland wie in vielen anderen Ländern breite Fachdiskussionen ausgelöst hat. Dabei geht die Autorin der Diskrepanz zwischen den integrativen Bemühungen einerseits und dem grundsätzlich separierenden Schulsystem andererseits nach.
Die Grundschule Berg Fidel ist bekannt für ihre aufmerksame Wahrnehmung der Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler sowie deren Umfeld, was durch die Arbeiten von Reinhard Stähling und Barbara Wenders unterstrichen wird. Der Film „Berg Fidel“ verdeutlicht die Notwendigkeit, Strukturen zu verändern, damit Kinder mehr Zeit für ihre Entwicklung haben, ohne bereits nach dem vierten Schuljahr auf unterschiedliche Schulformen verteilt zu werden. In Nordrhein-Westfalen erhielten 35 Grundschulen die Möglichkeit, als PRIMUS-Schulen bis zur 10. Klasse zu wachsen. Die Grundschule Berg Fidel hat sich zu PRIMUS-Schule Berg Fidel 1 – 10 (13) entwickelt, wobei bewährte Konzepte der Grundschule in der Sekundarstufe fortgeführt werden. Dies ermöglicht den Kindern, sich sowohl auf vertrauten Wegen erfolgreich zu bewegen als auch neuen Herausforderungen mutig zu begegnen. Das Buch bietet theoretische Begründungen und praktische Anregungen zur inklusiven Bildung. Es diskutiert pädagogische Ansätze für Sekundarstufenschulen, die auf den Prinzipien einer guten inklusiven Grundschule basieren. Didaktische Konzepte werden praxisnah dargestellt, während Schulstrukturfragen offen angesprochen werden. Langform-Schulen werden als Einrichtungen hervorgehoben, die Bildung ohne Ausgrenzung und mit Chancengleichheit ermöglichen.
Die UN-Konvention zu den Rechten von Menschen mit Behinderungen und die UN-Kinderrechtskonvention haben dem Recht aller Menschen, gleichberechtigt und in Gemeinschaft zu leben, von Neuem Geltung verschafft. Die Umsetzung des Anspruchs Inklusion allerdings stößt in einem Gesellschafts- und Bildungssystem, das von separierenden Strukturen geprägt ist, auf zahlreiche Widerstände und Widersprüchlichkeiten. Diese Widersprüchlichkeiten reflektierend, bietet der Band theoretische Fundierungen der Inklusion und Analysen der Praxis, auch die Wissenschaft selbst gerät in den Blick; besonderes Kennzeichen ist die Interdisziplinarität der Autoren-/ innen. Die Beiträge beziehen – neben Behinderung – weitere Heterogenitätsdimensionen in die Betrachtung ein. Für alle in Wissenschaft und Öffentlichkeit an inklusiven Entwicklungen Interessierte, aber auch für ihre Skeptiker, stellt der Band eine umfängliche und aktuelle Diskussionsgrundlage dar.
Schulen im Förderschwerpunkt Lernen („Förderschulen für Lernbehinderte“) stehen seit Jahrzehnten in der Kritik. Ihre Effizienz für ihre Schülerinnen und Schüler kann nicht nachgewiesen werden. Die Zuweisung zu diesen Schulen nach dem Intelligenzquotienten und dem Schulleistungsniveau ist mit großer Unsicherheit verbunden. Ihren bisherigen Erhalt verdankt die Schule im Förderschwerpunkt Lernen, so scheint es, ihrer negativen Funktionalität im gegliederten Schulsystem. Dieses Buch soll den heutigen Wissensstand sammeln, wie er sich nach vier Jahrzehnten erziehungswissenschaftlicher und psychologischer Forschung zur Effizienz von Schulen für so genannte Lernbehinderte darstellt. Dazu werden Überblicksartikel wie Einzeluntersuchungen aus vier Jahrzehnten zugänglich gemacht sowie eine umfangreiche Auflistung zahlreicher Studien zur Effizienz. Für Studienzwecke im Bereich der Schul- und Sonderpädagogik, für Diskussionen zum Lernen in heterogenen Gruppen wie für die politische Diskussion zum deutschen Bildungssystem bietet das Buch eine Fülle von Material.