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Aufgefangen in Wurzellosigkeit






Aufgefangen in Wurzellosigkeit
Sport ist ein sozialer Mikrokosmos, ein Abbild der Gesellschaft und ihrer Geschichte. Der amerikanische Politikwissenschaftler Andrei S. Markovits durchmisst das weite Feld des Sports in seinen wichtigsten historischen und soziologischen Dimensionen und verpackt in seinem Diskurs spannende bis provokante Einsichten. Zunächst liefert er einen Abriss über die Entstehung des modernen Sports und erklärt stichhaltig, warum dieser in den beiden frühesten liberalen Demokratien des Westens, Großbritannien und den USA, seinen Ausgang genommen hat. Es waren besondere strukturelle Faktoren, soziale Konstellationen und kulturelle Elemente jener Gesellschaften, die dieser Entwicklung Vorschub geleistet haben. Weiters präsentiert Markovits sein Konzept der 'hegemonialen Sportkulturen' und skizziert die vielfältigen Wechselbeziehungen des Sports mit den gegenwärtig wichtigsten Kollektivbegriffen in den Sozialwissenschaften – Klasse, Gender und Ethnie. Markovits legt die gleichsam schizophrene Dynamik des Sports frei, der nicht nur integrativ und emanzipatorisch wirkt, sondern auch gesellschaftliche Konflikte manifestiert beziehungsweise neue Keile durch soziale Gefüge treiben kann.
Seit David Beckham ankündigte, als hochdotierter Entwicklungshelfer in den amerikanischen Soccer zu wechseln, sind die unterschiedlichen Fußballkulturen diesseits und jenseits des Atlantiks wieder ein Gesprächsstoff. Die in den USA lehrenden Professoren Andrei S. Markovits und Jens Rensmann beleuchten diese Thematik in klugen Essays. Dabei geht es u. a. um die Stellung des Fußballs in der US-amerikanischen Gesellschaft, um den Wandel von Sportkulturen im globalisierten Zeitalter, um jüdische Identitäten sowie um Männlichkeitskulte hüben wie drüben. Ein intelligentes Sportbuch, das Fuß- und andere Ballspiele aus ungewöhnlichen Perspektiven betrachtet.
Die Heftigkeit des gegenwärtigen Antiamerikanismus sowohl unter den europäischen Eliten als auch bei einem großen Teil der Bevölkerung hängt nur wenig mit dem konkreten Handeln der USA, dafür aber viel mehr mit dem Sein Amerikas als halluziniertes Anti-Europa zusammen. Ein Exkurs über den gegenwärtigen, sich europaweit manifestierenden Antisemitismus stellt dessen zentrale Bedeutung für den Antiamerikanismus heraus.
Fußball ist der populärste Sport weltweit, während er in den USA hinter American Football, Baseball, Basketball und Eishockey zurücksteht, die den amerikanischen Sportraum im 20. Jahrhundert dominierten. Diese Diskrepanz wirft Fragen auf: Warum sind die USA eine Ausnahme? Und warum sind die amerikanischen Sportarten in vielen Ländern unbedeutend? Das Buch bietet eine historisch informierte und systematisch angewandte politische Soziologie, die diese Besonderheiten erklärt und auch andere amerikanische Eigenheiten beleuchtet. Die Autoren argumentieren, dass entscheidende Weichen für die heutigen Sportkulturen zwischen 1860 und 1920 gelegt wurden, was Strukturen schuf, die Traditionen aufbauten und Neuankömmlingen den Zugang erschwerten. In den USA etablierten sich vier Mannschaftssportarten, die dem Fußball eine kulturell erfolgreiche Präsenz verwehrten. Obwohl Fußball in den USA kontinuierlich gespielt wurde, wurde es nie zur Leidenschaft und blieb eine körperliche Betätigung, ohne Teil der hegemonialen Sportkultur zu werden. Das Buch untersucht die Gründe dafür, einschließlich detaillierter historischer Studien zum Fußball in den USA und der Rolle des Damenfußballs, in dem die USA zu den Besten gehören. Die Autoren, Markovits und Hellerman, bringen ihre Expertise aus der Politikwissenschaft und Soziologie ein.