Nikola Doll Bücher






Dieses Buch behandelt Gründung und Entwicklung der „Hermann Göring-Meisterschule für Malerei“, die im Zeitraum von 1937 bis 1944 unter der Leitung des Malers Werner Peiner (1897-1984) und der Schirmherrschaft des Preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring als Ausbildungsstätte zukünftiger „Staatsmaler“ des Nationalsozialismus fungierte. Die „Hermann Göring-Meisterschule für Malerei“ stellt die einzige Neugründung einer Kunstschule für den Zeitraum von 1933 bis 1945 dar. Ihre Einrichtung spiegelt das Bedürfnis nach Prägung einer originär nationalsozialistischen Kunst zur visuellen Repräsentation des Staates, seiner Funktionsträger und Organe wider. Nach den Entwürfen des Architekten Emil Fahrenkamp (1885-1966) entsteht im Zeitraum von 1936 bis 1939 am Fuße der mittelalterlichen Dorfanlage Kronenburgs ein repräsentativer Komplex von Wohn- und Atelierhäusern, dessen Gestaltung und Ausstattung dem elitären Anspruch der Schule, nicht Maler, sondern „Offiziere der Kunst“ (Werner Peiner) zu erziehen, entspricht.
In diesem Band werden erstmals die Forschungsgegenstände, Praxisfelder, Institutionen und Akteure der Kunstgeschichte im Nationalsozialismus miteinander in Beziehung gesetzt. Zwanzig Beiträge beleuchten intensiv das Spannungsfeld von Fachwissenschaft, individuellen Verhaltensweisen und dem zeitgeschichtlichen Kontext. Die zentrale Frage ist, ob die Kunstgeschichte während des „Dritten Reiches“ als unpolitisches, schöngeistiges Fach betrachtet werden kann. Die Einzelstudien erschließen weitgehend unbekannte Dokumente aus verschiedenen Archiven und bringen diese in die wissenschaftsgeschichtliche Diskussion ein. Auf dieser Grundlage werden Stereotypen der disziplingeschichtlichen Historiographie untersucht, wobei die Analyse individueller Karrieremuster neue Perspektiven auf die Wiederformierung des Faches nach 1945 eröffnet. Die Autorinnen und Autoren arbeiten wesentliche Aspekte der Kunstgeschichte im Nationalsozialismus heraus, wodurch bestehende Vorstellungen über die Strukturen und Mechanismen geisteswissenschaftlicher Arbeit in einer Diktatur revidiert werden können. Der Band ergänzt und begleitet eine gleichnamige Wanderausstellung, die an verschiedenen Orten in Deutschland gezeigt wird.
Kunst, Konflikt, Kollaboration
Hildebrand Gurlitt und die Moderne
Hildebrand Gurlitt zählte zu jenen Kunsthändlern, die sich an dem Verkauf der 1937 in deutschen Museen als "entartet beschlagnahmten Kunstwerke beteiligten. Rund 400 Kunstwerke aus dem Kontext der Einziehung verblieben in seinem Besitz. Sie befinden sich heute als Legat Cornelius Gurlitt im Kunstmuseum Bern. Der Band basiert auf umfangreichen Forschungen zur Entstehung des Kunstbesitzes Hildebrand Gurlitts. Die Beiträge thematisieren die Positionierung des Museumsleiters und Kurators Gurlitt zur deutschen Moderne und seine Rolle als Kunsthändler während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Die Autor: innen analysieren Gurlitts Rolle im Kontext des Kunsthandels, der nationalsozialistischen Kunst- und Verfolgungspolitik und problematisieren die Strategien des Kunstbetriebs nach 1945. Der Katalog enthält alle Kunstwerke im Legat Cornelius Gurlitt mit belegtem Bezug zur Aktion "Entartete Kunst sowie Reproduktionen zentraler Dokumente.
Museen in der Verantwortung
Positionen im Umgang mit Raubkunst
Die Debatten um den Nachlass von Hildebrand Gurlitt und die Sammlung E. G. Bührle sowie die Kontroverse um koloniales Raubgut haben gezeigt, dass die Restitution von Kunstwerken und Kulturgütern zu den brisantesten Themen der Gegenwart gehört. Geht es um Raubkunst, ist oft die Rede von »problematischen Eigentumsverhältnissen«, »belasteten Kunstwerken«, »schwierigem Erbe« oder auch von »Werten, um die gestritten werden müsse«. Dabei geht es nicht allein um den materiellen Wert von Kunstwerken oder Vorgänge in der Vergangenheit. Vielmehr bestimmen heutige Sichtweisen auf gewaltsame Ereignisse in der Geschichte den Umgang mit Kunst- und Kulturgütern. Welche Folgen hat Kunstraub aus historischer, rechtshistorischer, juristischer und Museumssicht? Wie können Gedächtnisinstitutionen wie Museen ihre Verantwortung gestalten? Und welche Rolle haben die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und ihre Nachfahren dabei? Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Position zu den aktuellen Fragen bezogen. Fallstudien zeigen exemplarisch auf, wie Verfolgung, Flucht und Raub mit dem Aufbau von Sammlungen und dem Kunsthandel zusammenhängen.
+ultra. wissen schafft gestaltung
- 383 Seiten
- 14 Lesestunden
Von jeher wird Wissen durch Werkzeuge, Architekturen, Bilder und Modelle hervorgebracht. Wie Wissen und Gestaltung ineinandergreifen, beleuchtet der Begleitband zur Berliner Ausstellung. Er präsentiert ausgewählte Exponate; Essays hochkarätiger Autoren dokumentieren und erhellen die vielschichtigen Dimensionen des Wissens der Gestaltung und bieten so einen interdisziplinären Überblick zum aktuellen Forschungsstand des Themenfelds.