"Empowerment Ost" beleuchtet die unterschiedliche Wahrnehmung der Wiedervereinigung in Ost- und Westdeutschland 30 Jahre nach der Maueröffnung. Thomas Oberender analysiert die ostdeutsche Bürgerbewegung als radikale Demokratieerfahrung und bietet eine kritische Perspektive auf den politischen Aktivismus von heute sowie auf die Herausforderungen der Wiedervereinigung.
Berliner Festspiele 2012–2021. Formate, Digitalkultur Identitätspolitik Immersion Nachhaltigkeit
Dieser Reader ist die Selbstanalyse einer Institution und ihres Programms, und er ist gleichzeitig der Versuch, ästhetische und politische Ereignisse, wie Botho Strauß es nannte, zusammenzudenken. Im Brennglas eines Jahrzehnts werden Wandlungen in der Organisation von Festivals, Ausstellungen, Aufführungen und Diskursveranstaltungen entlang von fünf Leitbegriffen Formate, Digitalkultur, Identitätspolitik, Immersion und Nachhaltigkeit. Nach einer Bildstrecke zu ausgewählten Produktionen, Persönlichkeiten und Raumgestaltungen aus zehn Jahren Programm folgt der zweite Teil des Buches zur Geschichte der Berliner Festspiele und ihres Niederschlags in verschiedenen audiovisuellen Archivmaterialien.Mit Texten und Gesprächsbeiträgen von Frédérique Aït-Touati, Ed Atkins, Sivan Ben Yishai, Jens Bisky, Emanuele Coccia, Brian Eno, Thilo Fischer, Naika Foroutan, Donna Haraway, Susanne Kennedy, William Kentridge, Signa Köstler, Bruno Latour, Robert Maharajh, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Thomas Oberender, David OReilly, Diana Palm, Philippe Parreno, Alex Ross, Stephanie Rosenthal, Rebecca Saunders, Frank Schirrmacher, Stephan Schwingeler, Tino Sehgal, Markus Selg, Gereon Sievernich, Gabriele Stötzer, Lucien Strauch, Christina Tilmann, Jeroen Versteele, Gabriela Walde.
Expeditionen ins Ganze versammelt Texte und Gespräche, die sich der Praxis einer ökologischen Wende im Bereich der Kunst und Kultur verschreiben: weg von einem westlichen Denken, das die Elemente des Lebens isoliert, extrahiert und verwertet, hin zu Strukturen, die ganzheitlich und respektvoll funktionieren. Wir brauchen ein neues ?Betriebssystem? in unseren Ausstellungs- und Theaterhäusern, das nicht mehr Verschleiß und Konsum belohnt, sondern Begegnung und Integration. Denn unser Weltbild kippt von einer Epoche, in der der Mensch zur Naturgewalt wurde, in Richtung eines neuen Bewusstseins für unser Eingebettet-Sein in ein Ökosystem aus anderen Lebewesen neben, in und mit uns. 0Thomas Oberender ist Autor und Kurator und seit 2012 Intendant der Berliner Festspiele. Frédérique Aït-Touati ist Wissenschaftshistorikerin und Theaterregisseurin. Dorothea von Hantelmann ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Professor of Art and Society am Bard College Berlin. Bruno Latour ist Wissenschaftsphilosoph und Verfasser zahlreicher Bücher, darunter Das terrestrische Manifest (2017). Hermann E. Ott ist Jurist und setzt sich bei ClientEarth ? Anwälte der Erde mit rechtlichen Mitteln für den Umweltschutz ein. Tino Sehgal ist Künstler und Kurator und wurde 2013 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Joulia Strauss ist Künstlerin und Aktivistin und Gründerin der Avtonomi Akadimia in Athen. Andreas Weber ist Biologe, Philosoph und Verfasser zahlreicher Bücher, darunter Indigenialität (2018)
Neue Bühnen für Körper, Politik und virtuelle Gemeinschaften – Drei Gespräche
Hybrides Theater basiert auf digitalen Technologien, die physische und virtuelle Räume zeitgleich adressieren. Die Darstellung auf der Bühne basiert dabei nicht selten auf Material und Vorbildern aus dem digitalen Raum. Dem entspricht das Bestreben hybrider Theaterformen, die eigene Präsentationsform für Publikums-Feedback und Interaktion zu öffnen. Wie ein Ethnologe sammelt und studiert der Performer Arne Vogelgesang die unterschiedlichsten Netz-Communitys und -Phänomene und erschafft gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen von internil aus diesem theatralischen und politischen Material hybride Theaterformate. In ihnen sind die Situation des biologischen Körpers und die Evaluation der Gefühle im digitalen Raum der Fluchtpunkt seiner Arbeit. In seinen Gesprächen mit Thomas Oberender, dessen experimentelle Arbeit als Kurator und Vordenker neuer Formate sich stark mit neuen Raumkonzepten verbindet, diskutieren beide die Auswirkungen des Plattformkapitalismus auf die Kunstproduktion sowie alternative Konzepte von Authentizität, Skript, Figur und politischer Aktion.
Ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Klima kann im Theater bedeuten, sich mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck zu beschäftigen, mit lebensfreundlichen Arbeitsbedingungen und thematischer Sensibilität im Spielplan. „Gaia-Theater“ versucht, unser Nachhaltigkeitsbemühen einzubetten in ein Verständnis der anthropozentrischen Konstruktion des neuzeitlichen Theaters. Dieses entstand ungefähr zu jener Zeit, als die europäische Kultur eine neue Rationalität und ein neues Verhältnis zur Natur etablierte, ältere und andere Kulturen kolonisierte und die Ressourcen des Planeten ausbeutete. Doch innerhalb der Geschichte des europäischen Theaters nach der Renaissance, das bis heute in seiner Gestalt als magische black box und Guckkastentheater lebendig und produktiv blieb, gibt es eine Tendenz von Theaterformen und Texten, zur Landschaft zu werden, andere, nicht-menschliche Akteure aufzunehmen und die Rolle des Menschen aus dem Zentrum zu rücken. „Gaia-Theater“ folgt diesen Spuren eines alternativen Worldbuilding und inspirierender Theaterpraktiken jenseits des Portals.
Klappentext: Sehr persönlich wird in den Gesprächen die Revolution von 1989 beschrieben. Im Zentrum steht die aktuelle Begegnung zweier deutscher Lebenswelten und Mentalitäten, die viel Verschüttetes zu Tage bringt: Im Feld der Bürgerbewegung und Revolution entstanden in der späten DDR politische Konzepte und Arbeitsweisen, die im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit, Migration, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz ihrer Zeit voraus waren und mit den Gedanken und Idealen vieler westdeutscher Intellektueller und Künstlerinnen und Künstler resonierten. Erinnern ist in diesen Gesprächen eine solidarisch-politische Handlung, die nichts mit Nostalgie zu tun hat, sondern an die Stelle des "Sozialfall Ost" ein "Empowerment Ost" setzt
Was geschieht in den Wochen und Monaten vor einer Theateraufführung? Welchen Wesenswandel vollziehen Menschen, die plötzlich als „Hamlet“ oder „Lady Macbeth“ erscheinen? Wie entsteht dieses Leben auf Probe? Thomas Oberender untersucht die Bedingungen der Faszination fürs Theater. Er steht mit Schauspielern auf der Bühne: Von der ersten Textlektüre bis zur Aufführung, von der Sekunde, da ein Text in einem Schauspieler „ankommt“, bis zu dem Moment, wo er ihm Ausdruck verleihen kann, folgt der Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele dem Prozess der Anverwandlung einer Figur. Es gibt kein Buch über das Theater, das so anschaulich und genau die flüchtige Kunst des Spiels beschreibt.