Lange Zeit galt die Verbindung von Queer und Pädagogik im deutschsprachigen akademischen Kontext als nicht existent. Obwohl im englischsprachigen Raum bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten eine lebhafte Auseinandersetzung um das Verhältnis von queer und pedagogy stattfindet, sind hierzulande die erziehungswissenschaftlichen Beiträge zu dieser Thematik immer noch eine Randerscheinung. Was zeichnet eine Queer Pädagogik aus und was unterscheidet sie von anderen, scheinbar sinnverwandten Termini? Auf diese und andere Fragen versucht der Sammelband, Antworten zu geben. Die Beiträge lassen sich generell als exemplarische Diskussionen für das Forschungsfeld einer Queer Pädagogik verstehen; sie stecken gewissermaßen den Rahmen eines solchen Feldes ab. Der hier vorgelegte Band versteht sich auf diese Weise sowohl als Aufforderung, das so konturierte Forschungsfeld als spezifisches Forschungsfeld wahrzunehmen und anzuerkennen, als auch als Einladung, sich in den aufgespannten Diskussionsraum vielstimmig einzubringen.
Karsten Kenklies Bücher




Person und Pädagogik
- 192 Seiten
- 7 Lesestunden
Bildung und Kultur lassen sich auf vielfältige Weise zueinander in Beziehung setzen. So läßt sich Kultur etwa als ermöglichende und gleichzeitig beschränkende Voraussetzung und Bedingung von Bildungsprozessen verstehen, während natürlich eben jene Prozesse gleichzeitig als treibende Kraft einer Gestaltung von Kultur verstehbar werden können und vielleicht auch müssen. Das auf diese Weise entstehende Gefüge gegenseitiger Bedingtheiten bildet dabei auf unterschiedlichen Ebenen einen möglichen Gegenstand historischer, systematischer oder auch vergleichender Analysen. Dieser Band wählt nun einen spezifischen Fokus, um dieses Bedingungsgefüge in den Blick zu bekommen: Ziel der Darstellungen soll es sein zu zeigen, dass und wie sich die Zusammenhänge von Bildung und Kultur letztlich immer auf der Ebene des einzelnen Menschen, der Person verdichten. Dabei werden sich systematische und historische (Fall-)Studien ergänzen, um so die zentrale Rolle der Person (im Allgemeinen) oder auch konkreter historischer Persönlichkeiten im Spannungsgefüge von Bildung und Kultur zu verdeutlichen.
Die Reformdebatte um die Inhalte der Höheren Bildung in England wendet sich im 17. Jahrhundert speziellen Denk- und Begründungsformen zu, die im Bereich der Wissenschaft entwickelt wurden. Es geht um ein ganzheitliches Denken und um ein enzyklopädisches Programm, in dem Ethik, Wissenschaft und Bildung sich vereinen sollen. Anhand Person und Werk Robert Fludds wird eine solche zentrale Position bildungsphilosophischen Denkens im 17. Jahrhundert diskutiert.
Bunmei kaika 文明開化– civilization and enlightenment bzw. Kultivierung und Aufklärung. So lautet das berühmte Stichwort für jene geistes- und sozialgeschichtliche Umgestaltung, die sich in Japan im ausgehenden 19. Jahrhundert vollzieht. Es verwundert daher nicht, wenn oft mit Blick auf diese Periode, und in Anlehnung an europäische Entwicklungen des 17./18. Jahrhunderts, von der Japanischen Aufklärung gesprochen wird – eine Benennung, die nur scheinbar einsichtig ist, denn weder gab es in Europa die eine Aufklärung, sondern nur sehr länderspezifische Bewegungen, noch kann man davon ausgehen, dass die Umgestaltungsprozesse des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in Japan, China, Taiwan und Korea identisch verliefen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes stellen sich daher der Aufgabe, Verbindungen und Verknotungen, Parallelen und Differenzen im Einzelnen nachzuvollziehen, um ein wenig verdeutlichen zu können, was in jener Zeit um die Jahrhundertwende in Ostasien tatsächlich passiert ist; sie stellen Vergleiche an, die die Periodisierungen und Kategorisierungen von allen Seiten her, im räumlichen und im zeitlichen Sinne, befragen – die danach fragen, was wirklich neu war und sich also veränderte, die nach Kontinuitäten und Abbrüchen suchen und derart ein Bild entstehen lassen, welches gerade nicht von solchen Container-Begriffen wie Aufklärung verstellt wird.