Unterrichtsforschung und Unterrichtspraxis im Gespräch
Interkulturelle und interprofessionelle Perspektiven auf eine Unterrichtsstunde





Interkulturelle und interprofessionelle Perspektiven auf eine Unterrichtsstunde
Beispiele aus der (fach)didaktischen Forschungspraxis
Die Fachdidaktiken müssen genau wie die Allgemeine Didaktik den doppelten Anspruch bearbeiten, ihren Gegenstand – den schulischen (Fach)Unterricht – sowohl theoretisch und empirisch zu beforschen als auch pragmatisch (mit) zu gestalten. Sie müssen dabei reflektieren, wie sie diese Teilaufgaben gewichten und miteinander ins Verhältnis setzen. Sie müssen sich also beispielsweise fragen, ob und wie sie als Wissenschaft in die schulische Praxis hineinwirken möchten oder welchen Nutzen ihre Ergebnisse für die Lehrerbildung haben sollen. Das Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Leipzig (ZLS) fördert regelmäßig Projekte aus dem Bereich der Schul- und Unterrichtsforschung, deren Ergebnisse die Grundlage für eine Weiterentwicklung von Schule und Unterricht sowie der Lehrerbildung an der Universität sein sollen. Ausgewählte Projekte aus diesem Forschungszusammenhang sind in diesem Band dargestellt.
Der vorliegende Band vereint nationale und internationale Perspektiven auf die Entwicklung von Curricula sowie Prinzipien und (regionale) Rahmenbedingungen ihrer Implementierung und Realisierung in unterrichtlichen Settings. Die vergleichenden Beiträge zu Curriculumforschung und Didaktik ordnen theoretisch begründete Qualitätsanforderungen an Curricula in den Horizont internationaler Maßstäbe ein. Mit Perspektiven auf 17 Länder und über alle fünf Kontinente hinweg analysieren sie das Spannungsfeld intentionaler Ansprüche und mikrodidaktischer Realisierung und reflektieren die spezifischen kulturellen oder regionalen Realisierungsformen und Bedingungen des Lehrens und Lernens. Bei aller regionalen Vielfalt zeigen sich in den nationalen Diskurssträngen dabei überraschend ähnliche Herausforderungen und Fragestellungen. Die Einbindung methodologischer Fragen und Diskussionen zur Praxis- und Innovationsforschung zielt darauf, die Auseinandersetzung von (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern mit Aspekten curricularer und didaktischer Entwicklung als konstitutive Komponenten der Professionalisierung für die Lehrerbildung fruchtbar zu machen.
Kinder und Jugendliche sind zunehmend in globale Zusammenhänge eingebunden, nicht nur durch multikulturelle Schulklassen oder Reisen, sondern auch durch alltägliche Begegnungen mit anderen Kulturen in Medien, Sport, Nahrungsmitteln und Konsumartikeln. Diese Elemente prägen ihre Lebensgewohnheiten. Weniger bewusst sind die Auswirkungen lokalen Handelns auf globale Entwicklungen. Soziale Ungerechtigkeit, ökologische Probleme und politische Krisen sind menschengemacht und nicht unveränderlich. In diesem Kontext wird Globalisierung als Gestaltungsaufgabe und pädagogische Herausforderung betrachtet. Globales Lernen wird nicht als bloßes Anpassungslernen an globale Bedingungen verstanden, sondern als Befähigung zur kritisch-selbstreflexiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Missständen und dem eigenen Handeln. Ziel ist es, gerechtere Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen. Der Band verbindet philosophische Grundlagen, schulpädagogische Fragestellungen und praktische Umsetzungen für Schule und Unterricht. Dabei werden die Herausforderungen des globalen Denkens beleuchtet und vielfältige Perspektiven eröffnet, um mit Kindern und Jugendlichen die Welt zu deuten und aktiv zu gestalten.